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Zwölf zu Null

Sportplatz „Am Aermen Düwel“, Kerken-Nieukerk, irgendwann in den frühen Neunzigern. Vielleicht waren es auch die späten Achtziger, ich weiß es nicht, ich war ja noch klein. Und bis dahin ein besonders hoffnungsloser Fall innerhalb der Vereinsjugend des TSV Nieukerk. Aber heute sollte alles anders werden, denn heute war das Schlusslicht der E-Jugend zu Gast: SV Lüllingen. Ein Kellerduell der Sonderklasse.

Es war Sommer, es war heiß, ich hatte das gelbe Trikot a.k.a. Leibchen und das blaue Höschen angezogen und die Schuhe geschnürt. Locken und Schnute saßen, ich saß auf der Bank. Alles wie immer. Wir hatten uns Chancen ausgerechnet, und das taten wir nur noch selten. Anpfiff, es ging los, zwei Minuten später: Tor für uns. Von dort an ging alles ganz schnell. Nach dem 3:0 wusste mein Trainer: „Das Ding klaut uns heute keiner“. „Fabian drauf!“, rief er plötzlich, ich traute meinen Ohren kaum. Ich? Fliegender Wechsel? Mit meiner Kondition wie ein Haribobär? Bei diesem Wetter? In meiner Lieblingsposition als Vorstopper (man stört keinen und hat trotzdem das Gefühl, dazu zu gehören) wurde ich eingesetzt, aber die Position war egal. Erstens lief ich eh nicht immer dahin, wo ich sollte, und zweitens hat selbst das dem Gegner keine Chancen eröffnet, Talent spielte keine Rolle. Wenn wir den Ball nur zufällig getroffen haben, trafen sie ihn konsequent nicht. Ich weiß noch, dass ich während dieses Spiels ungefähr sechs Mal im Abseits stand, weil ich die Regel auch nach der dritten Erklärung nicht kapieren wollte. Ich weiß aber auch noch, dass ich im Laufe der nächsten, sagen wir, 20 Minuten Einsatzzeit, TROMMELWIRBEL, drei (in Zahlen: 3) Tore schoß. Ich weiß nicht mehr, wie das passieren konnte. Aber man kann sich anhand allein meiner Abseitsstellungen und Tore ausrechnen, wie viele Chancen wir insgesamt gehabt haben müssen. Viele. Ich erinnere mich auch nicht mehr an Spielminuten, Regelverstöße oder Rufe der aus familiären Gründen treuen Fans am Spielfeldrand. Ich erinnere mich nur noch an den Endstand: 12:0.

So oder so ähnlich muss es gewesen sein, damals. Ich hätte an diesem Höhepunkt meine Karriere beenden sollen. Stattdessen machte ich noch ein paar Monate als Bankdrücker weiter. Mein erster Trainer „Popo“ Prellwitz meinte es immer gut mit mir, sein Nachfolger Detlef Baumeister auch. Mein Talent konnten sie aber leider nicht schönreden. Ich versuchte es mit Tischtennis. Aber das ist ein anderes Kapitel meiner Dorfjugend. Auch Fotobeweise gibt es von diesem Spiel keine. Hätte mir ja eh niemand geglaubt.


2 Gedanken zu „Zwölf zu Null

  1. Ich bin beeindruckt! Wenn auch nicht sonderlich stark. Immerhin gelangen mir seinerzeit zu meiner Glanzzeit in der 2. Mannschaft der D-Jugend von Borussia Bocholt 4 Tore bei einem fast schon legendären 3:2-Sieg gegen ein Team, an das ich mich nicht mehr genau erinnere.

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