Gruppenkuscheln und Gänsekeule: Ein Abend unter der 90er-Boyband Worlds Apart und ihren Hardcore-Fans

Die 90er sind wieder da: Die Kellys feiern ein großes Comeback mit Album und Europatournee, Take That sind erfolgreicher denn je. Worlds Apart aber schmeißen ein „Eat & Greet“ in einem Schnitzelhaus am Rande Berlins. Wir haben uns die irre Sause gegeben. Eine Reportage. 

Machen Stimmung für die Girls: Aaron “Cal“ Cooper und Nathan Moore von Worlds Apart (Foto: Sponge Pix)
Machen Stimmung für die Girls: Aaron “Cal“ Cooper und Nathan Moore von Worlds Apart (Foto: Sponge Pix)

Nathan Moore schenkt sich Champagner nach. An einem dunklen und nasskalten Samstagabend im November sitzt der Bandälteste mit World Aparts einstigem Nesthäkchen Cal Cooper in einer kleinen Holzhütte, die man nur durch die Küche und den Innenhof der „Tiroler Bauernstuben“ erreicht. Vorne wird gerade 50 Frauen zwischen 8 und 71 Jahren ein Drei-Gänge-Menü serviert, hinten riecht es nach Lachs, Bratensoße und Männerparfüm. Was wir nachher tun, wird sehr intim. Falls Du bleibst, wirst Du es erleben. Wir sitzen bei den girls, reden, singen und tanzen mit ihnen“, sagt der 52-Jährige. Dann geht er pinkeln, zieht ein weißes Hemd und ein hellblaues „Zara“-Sakko über seine formlose Jeans und will ein paar Minuten Ruhe haben: Gegen 20:15 Uhr sind die Damen mit dem Hauptgang fertig, er und Cooper werden ihr vorgezogenes Dessert sein – und Moore mit der Umschreibung „intimate“ beeindruckend Recht behalten haben.

Das österreichische Restaurant „Tiroler Bauernstuben“ steht seit 70 Jahren am Rand der fünfspurigen Heerstraße, die das Berliner Westend mit Spandau verbindet. Hier, am Rande des Grunewalds, wird Popgeschichte nur an der Peripherie geschrieben: Ganz in der Nähe thront das Olympiastadion, wo einige Wochen vorher U2 auftraten. Ein paar Meter weiter, in dessen Windschatten, lud Robbie Williams in die Waldbühne, 2018 tritt The Kelly Family dort auf. Im Nirgendwo daneben aber, zwischen Gänsekeule, Girls und Gruppenkuscheln, wird am heutigen Abend der harte Kern eines Acts für Stimmung sorgen, der vor 20 Jahren zumindest in Frankreich sogar ein Mega-Act war. Seit Monaten schon werben, ignoriert vom Rest der Welt, Plakate in den „Bauernstuben“ und in einschlägigen Fangruppen auf Facebook für das heutige „Eat & Greet mit Worlds Apart“. Ein Karaokeabend, der mit Glühwein beginnt – und in einer Art Junggesellinnenabschied enden wird, bei dem alle mal die Braut sein dürfen.

Wie konnte es dazu kommen?

Das schnelle Geschäft mit der Nostalgie Ü-30-Jähriger, dem mutmaßlichen finanziellen Engpass von Eurodance-Acts und einem gewissen Trash-Faktor hält seit ein paar Jahren an. Großraumdiskotheken locken mit Auftritten von Snap, Mark Oh oder Dr. Alban auf ihre 90er-Parties. Alex Christensen nimmt Tracks von Scooter, Sylver und U96 mit einem Orchester neu auf. Unter dem Namen „Mega 90er“ versammeln sich Acts wie Culture Beat, Captain Jack, Haddaway und 2 Unlimited regelmäßig auf Compilations und in den Mehrzweckhallen dieses Landes, für 2018 sind bereits 15 neue Partytermine angekündigt. Und während Worlds Apart am heutigen Samstagabend in den „Tiroler Bauernstuben“ an die alten Zeiten erinnern, treten ihre Freunde von Masterboy in Mannheim auf einer 90er-Jahre-Party auf. „Schade, dass Ihr heute nicht auch hier seid“, schreiben sie Moore am Nachmittag in einer SMS.

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1 Kommentar

  1. […] für ihre alten Fans. So auch an einem verregneten Samstag im November im Berliner Westend. Ich war für den „Musikexpress“ vor Ort, als der harte Kern der Band für 50 Fans nochmal die al… mit Moore und Cooper über Nostalgie, die eventuelle Notwendigkeit eines neuen Albums sowie über […]

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