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Wunsch und Wirklichkeit: Der ach so moderne Vater

In seinem ersten Buch wirbt der Blogger Fabian Soethof für den „anwesenden Vater“ und fragt sich, warum er selbst in Berlin noch eine Ausnahmeerscheinung ist.

Ein Blick auf einen beliebigen Spielplatz in Berlins Stadtteilen wie Prenzlauer Berg, Friedrichshain-Kreuzberg oder Schöneberg trügt das Bild: ‚Da steht er doch, der ach so moderne Vater! Mit Baby in der Trage oder im sündhaft teuren Kinderwagen, einen Coffee to go und das Smartphone in der Hand! Wir leben doch schon so gleichberechtigt!‘, mögen manche meinen. Ich meine: Ja, richtig, da steht er. Der, der seine Rolle anders wahrnehmen will, aber keine Ahnung hat, wie. Der, der seit Jahren zum Role Model hochgejazzt wird. Der, der in vielen Beschreibungen einer Heldenfigur gleicht, weil er seine Frau nicht sämtliche Scheiße allein wegwischen lässt. Der, der erstaunte Blicke erntet, weil er nicht nur am Wochenende, sondern auch mal mittwochnachmittags am Spielplatz chillt. Der, über den Freundinnen und Verwandte seiner Frau oder Freundin sagen, wie glücklich sie sich doch schätzen könne, dass er so viel mithelfe. Der, der pünktlich das Büro verlässt, um seine Kinder von der Kita abzuholen. Keine Frage: Es braucht solche Väter, es braucht sie sichtbar in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz, damit sie eines Tages so selbstverständlich werden, wie sie es jetzt noch nicht sind. Sie brauchen dafür kein Lob. Sie brauchen Anerkennung, wie Mütter auch. Vor allem aber brauchen sie und ihre Familien zunehmende Veränderungen im Politischen und Privaten. Damit es nicht länger meist nur die Frauen sind, die sich um Kinder statt um „Karriere“ kümmern. Und damit kein Vater auf dem Sterbebett liegen und bereuen wird, zu viel gearbeitet und seine Kinder zu wenig gesehen zu haben.

Die Zahlen im „Väterreport Update 2021“ des Bundesfamilienministeriums sind eindeutig: 69 Prozent der Väter von Kindern unter sechs Jahren sagen, dass sie sich gerne mehr an der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder beteiligen möchten – „wenn sie könnten“. 55 Prozent möchten etwa die Hälfte der Betreuung übernehmen. Unter anderem als Folge der Einführung des Elterngeldes 2007 – davor nahmen nur drei Prozent der Väter die damals so genannte Erziehungszeit – gehen heute 42 Prozent der deutschen Väter in Elternzeit, übrigens „sogar“ mit einer Durchschnittszeit von 3,4 Monaten und damit länger als nur die obligatorischen zwei Monate, die es mindestens braucht, um Geld zu bekommen. Einerseits eine fraglos positive Entwicklung. Andererseits heißt das aber, dass 58 Prozent aller Väter noch immer Vollzeit-Malocher sind mit mindestens 38 Stunden pro Woche, die gar keine Elternzeit nehmen. Wunsch und Wirklichkeit klaffen nach wie vor auseinander: 2019 arbeiteten nur rund sechs Prozent der erwerbstätigen Väter in Teilzeit.

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Weiterlesen?

Für die Berliner Zeitung habe ich diesen Text geschrieben. Ich versuche darin einige Kernpunkte meines am 21. März 2022 erscheinenden Buches „Väter können das auch!“ (Affiliate Link) zu raffen. Er ist in voller Länge am 3. Dezember 2021 unter der Überschrift „Wunsch und Wirklichkeit“ in der gedruckten Version erschienen, online ist er unter der Überschrift „Zum Role Model hochgejazzt: Der ach so moderne Vater“ nachzulesen (hinter der Paywall). Über dessen Entstehung schrieb ich bereits auf meinem anderen Blog www.newkidandtheblog.de unter der Überschrift „Warum Väter es leichter haben als Mütter“.

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