Listenwahn: Die 15 Serien des Jahres 2015

An dieser Stelle bleibt mir nichts anderes übrig, als den Einstieg meines letzten, über ein Jahr zurückliegenden Blogpost zu zitieren: Wer anhand der an einem Finger abzählbaren Blogposts hier vermutet, der Betreiber dieser Seite hätte das komplette letzte Jahr auf der faulen Haut gelegen, der täuscht gewaltig: Nicht nur habe ich den Blogschwerpunkt aus Nachwuchsgründen nach nebenan auf „New Kid And The Blog“ verlegt – ich habe auch, wenn schon sonst nichts, ziemlich viele Serien geschaut. Das strengt an – auf der Couch sitzen, Stream oder DVD anschmeißen, Cola trinken, Ihr kennt das“, entschuldigte ich mich damals. Und aus dem wieder gleichen Grund sowie aus technischen Problemen komme ich auch erst jetzt, im April 2016, dazu, mir eine Stunde Zeit zu nehmen für eine Auflistung meiner Lieblingsserien 2015.

Die selbstauferlegten Regeln sind die gleichen wie im vergangenen Jahr: Genannt wird, was im Jahr 2015 gesehen und für mindestens halbwegs gut befunden wurde. Unabhängig vom Produktions- und Erstausstrahlungsdatum.

Bis heute sitzt Steven Avery im Gefängnis. Vermutlich wieder für eine Tat, die er nicht begangen hat. (Foto: Netflix)
Bis heute sitzt Steven Avery im Gefängnis. Vermutlich wieder für eine Tat, die er nicht begangen hat. (Foto: Netflix)
  1. „Making A Murderer“

Zehnteilige Netflix-Doku über den unglaublichen Fall des Steven Avery, der 18 Jahre lang unschuldig im Gefängnis saß und zwei Jahre nach seiner Freilassung wieder festgenommen wird – erneut für ein Verbrechen, das er wahrscheinlich nicht begangen hat. Gab bisher keine Serie, die mich nachhaltiger beschäftigte – vor allem deshalb, weil die Wendungen seit der Ausstrahlung kein Ende nehmen und Averys neue Anwältin angeblich bald Beweise dafür auf den Tisch legt, dass Avery wirklich die Schuld in die Schuhe geschoben wurde.

  1. „Better Call Saul“, Staffel 1

„Breaking Bad“-Spin-off, das die Vorgeschichte des schmierigen Anwalts Saul Goodman erzählt. Bevor er Walter White kennenlernte, hieß Goodman noch Jimmy McGill und haderte mit sich selbst, ob seine Karriere einen sauberen oder schmutzigen Weg einschlagen würde. Die Entscheidung kennen wir, aber der Weg dahin ist ein so tragischer wie lustiger. Ausführlicher zusammengefasst habe ich die Geschehnisse der 1. Staffel für den Musikexpress.

  1. „Game Of Thrones“, Staffel 5

Die fünfte Staffel „Game Of Thrones“ war die erste, bei der ich die Handlung nachvollziehen konnte, ohne meine Frau mindestens einmal pro Folge zu fragen, wer da zwischen Westeros und Essos doch gleich warum gegen wen kämpft. Das große Hauptdarstellersterben ziehen sie weiter durch, die üblen Spoiler auch.

  1. „Narcos“

Die wahre Geschichte von Pablo Escobar. Gerade für Geschichtsbanausen wie mich unvorstellbar, dass all die Korruption, der Drogenschmuggel und der Machtmissbrauch keine Ausgeburten spinnerter Drehbuchautoren sind, sondern im Kolumbien der 70er und 80er und darüberhinaus bittere Realität waren.

  1. „Bloodline“, Staffel 1

Die Familie Rayburn lebt ein scheinbar gutes Leben in Florida Keys. Die Mutter schmeißt ein Hotel, drei ihrer Kinder verfolgen ihre eigenen Karrieren und helfen sich gegenseitig. Bis plötzlich der abtrünnige Bruder Danny auftaucht und die verdrängte Vergangenheit der Familie wieder hervorholt. Eine Tragödie riss sie einst subtil auseinander. Neue Tragödien scheinen plötzlich unvermeidbar.

  1. „House Of Cards“, Staffel 3

Pussy Riot, Edward Snowden, Wladimir Putin: In Staffel 3 haben es die „House Of Cards“-Macher etwas zu gut mit dem Realitätsbezug der Politserie gemeint. Deshalb leider die bis dahin schwächste Staffel. Frank Underwoods rücksichtsloser Pragmatismus, wie immer blendend dargestellt von Kevin Spacey, bleibt dennoch gleichermaßen sehens-, verachtens- und bewundernswert.

  1. „Elementary“, Staffel 1-3

Wie gut und geistesgegenwärtig Jonny Lee Miller als Sherlock Holmes in der US-Version der weltbekannten Detektivgeschichten ist! Wie kreativ und scharfsinnig die Fälle sind! Wie schade nur, dass bei all der Schmissigkeit die umfassendere Story – trotz sehr gekonnter Moriaty-Version – leiden musste, wegen der man auch nach drei jeweils sehr lange Staffeln noch am Ball bleiben will oder eben gerade nicht.

  1. „Unbreakable Kimmy Schmidt“, Staffel 1

Der Preis für die wohl durchgeknalltesten ersten 20 Minuten einer Serie aller Zeiten geht an „Unbreakable Kimmy Schmidt“. Der Preis für die wohl anstrengendsten weiteren Folgen leider auch. Die Komödie lebt von ihren absurden Charakteren und Dialogen, hinter denen Newcomer und gestandene US-Comedians stehen. Zum Glück dauert eine Episode nur 20 Minuten, das verkraften die Synapsen so gerade noch.

  1. „Ray Donovan“, Staffel 3

In der dritten Staffel „Ray Donovan“ reitet der namensgebende Protagonist sich und seine Familie noch tiefer in die moralische Scheiße als bisher. Räumte der stets mimikarme und wortkarge Donovan (Liev Schreiber) zuletzt noch den kriminellen Dreck diverser Hollywood-Größen weg, zwingt ihn ein Medienmogul nun zu einer Art Festanstellung. Schlimmer als er selbst ist nur sein Vater, Ex-Knacki Micky (Jon Voight). Ein echter Opportunist, der angeblich nur den Boxclub seiner Söhne zusammenhalten und ein paar Mark nebenbei machen will.

  1. „Bates Motel“, Staffel 3

Eigentlich ist die dritte Staffel der Serienadaption des „Bates Motel“ ziemlich verzichtbar: Normans Mutter Norma weiß nun endgültig von der psychischen Störung ihres Sohnes und deckt ihn bis aufs Blut. Nach dem packenden Hin und Her der ersten beiden Staffeln ist Norman von jetzt an offiziell böse, denn er weiß es auch. Der Fokus der Staffel verschiebt sich entsprechend auf den Rest der kaputten Familie, nämlich auf Normans Bruder Dylan und ihren Onkel Caleb, der gleichzeitig Normans Vater ist.

  1. „The Leftovers“, Staffel 2

Die zweite Staffel „The Leftovers“ beweist einmal mehr die Vorliebe von „Lost“-Machern für Mystery-Geschichten über Leben, Tod und Parallelwelten: Während in der 1. Staffel der u.a. von Damon Lindelof produzierten Serie Menschen in der fiktiven Kleinstadt Mapleton plötzlich verschwanden und sich deren Hinterbliebene mit ihrem Verlust arrangieren mussten, versucht die Familie des Hauptcharakters Kevin Garvey Jr. (Justin Theroux) einen Neuanfang in Miracle, Texas – der einzigen Stadt, in der bisher kein Mensch verschwand. Klar, dass ihn die Vergangenheit und seine eigenen psychischen Probleme trotzdem einholen. Ein sehr düsteres Drama voller Bibelverweise und Glaubensfragen, das zum Glück eine dritte und finale Staffel erhalten soll.

  1. „The Returned“

Nach Tod kommt Wiederauferstehung: Von Carlton Cuse („Lost“) produziertes US-Remake einer französischen Mystery-Serie, in der in einer us-amerikanischen Kleinstadt plötzlich Menschen wiederkehren, die jahrelang verschwunden oder eigentlich wirklich tot waren. Der Cast besteht aus alten Serienbekannten wie Jeremy Sisto („Six Feet Under“), Michelle Forbes („24“, „True Blood“) und Mark Pellegrino („Lost“). Es geschehen wohl konsumierbare menschliche Dramen, die offenbar nicht genug Anklang fanden: Eine zweite Staffel wurde nie in Auftrag gegeben.

  1. „The Killing“, Staffel 2

Rosie Larsson ist immer noch tot, ihr Mörder noch immer nicht gefunden. Wie Jahre zuvor „The Wire“ erzählt „The Killing“ – ein US-Remake der dänischen Serie „Komissarin Lund“ – nahezu quälend lang von einem einzigen Fall, in den auch Polizei und ranghohe Politiker verwickelt sind. Man muss schon arg viel Puste und Langeweile haben, um nach erfolgreicher Auflösung des Mordfalls zum Ende der 2. Staffel noch die dritte gucken zu wollen, in der es um einen neuen Fall geht.

  1. „Orange Is The New Black“, Staffel 3

Auch die dritte Staffel der Frauenknast-Serie kann sich nicht entscheiden, ob sie Drama, Komödie, beides oder gar nichts davon sein will. Ein bisschen wie die gesichtslose Piper Chapman: Zu ihrer Ex Alex Voss fühlt sie sich trotz allen Verrats wieder hingezogen. Den Rest habe ich fast vergessen, andere Handlungsstränge waren Schwängerung von Insassinnen durch Wärter, Schlägereien und Entlassungen.

  1. „True Detective“, Staffel 2

Erwähne ich hier eigentlich nur wegen der bis auf ihr Ende hervorragenden ersten Staffel. Statt Woody Harrelson und Matthew McConaughey auf Serienmörder-Jagd im sumpfigen Süden der USA sehen wir nun aber Rachel McAdams und Colin Farrell sowie Vince Vaughn in einem ungleich langweiligeren Fall, in dem es um eine Bahnstrecke durch Kalifornien, den Mord an einem Politiker und Korruption auf allen Ebenen geht. Schade und nur stellenweise spannend, dieser Abfall.

1 Kommentar

  1. […] Netflix-Dokumentation „Making A Murderer“ schlägt Wellen, wie es schon lange keine Serie mehr tat: Seitdem sie am 18. Dezember 2015 in voller Länge (10 Folgen á eine Stunde) zum Stream online […]

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