Listenwahn: Die 15 Serien des Jahres 2014

Von „Bates Motel“ bis „Ray Donovan“ – 15 Serien des Fernsehjahres 2014.

 

Verspüren anfänglich eine gewisse gegenseitige Zuneigung: Lester Nygaard (Martin Freeman) und Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) in der Miniserie "Fargo" (Foto: FX)
Verspüren anfänglich eine gewisse gegenseitige Zuneigung: Lester Nygaard (Martin Freeman) und Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) in der Miniserie „Fargo“ (Foto: FX)

Wer anhand der an einem Finger abzählbaren Blogposts hier vermutet, der Betreiber dieser Seite hätte das komplette letzte Jahr auf der faulen Haut gelegen, der täuscht gewaltig: Nicht nur habe ich den Blogschwerpunkt aus Nachwuchsgründen nach nebenan auf „New Kid And The Blog“ verlegt – ich habe auch, wenn schon sonst nichts, ziemlich viele Serien geschaut. Das strengt an – auf der Couch sitzen, Stream oder DVD anschmeißen, Cola trinken, Ihr kennt das. Und deswegen komme ich erst jetzt, nach meinen Lieblingsalben des Jahres 2014, dazu, eine Liste meiner Lieblingsserien 2014 zu erstellen.

Entgegen der selbstauferlegten letztjährigen Regeln sind in der folgenden Top 15 nun all die sehenswerten Serien gelistet, die ich im Jahr 2014 geschaut habe – unabhängig vom eigentlichen Produktions- oder Ausstrahlungstermin, der wie beispielsweise im Falle von „Top Of The Lake“ ins Jahr 2013 zurückdatiert. Und entgegen meiner Lieblingsalben des eher durchschnittlichen Popjahres 2014 mag ich mich bei den folgenden Serien eigentlich gar nicht auf eine Reihenfolge festlegen, so gut waren beziehungsweise sind die meisten dieser Serien. Mindestens aber die ersten sechs Plätze.

Weitere Notiz an mich: Noch immer überall soviel Blut, diese Vorliebe sollte mal hinterfragt werden.

01. „House of Cards“ (Staffel 2)

Frank Underwood (Kevin Spacey) geht auf dem Weg an die Spitze des Weißen Haus über Leichen. Selten warfen persönliche Macht- und Rachegelüste in einem Politthriller dunklere Schatten über die Politik selbst.

02. „Ray Donovan“ (Staffel 1 und 2)

Hauptberuflich ist Ray Donovan (ohne jede Mimik: Liev Schreiber) „Fixer“ in Hollywoods High Society und räumt hinter den Fehltritten seiner Kunden auf (Tote, Drogen, Sexvideos, you name it). Die Probleme seiner mafiösen Familie hingegen kriegt dieser Tony Soprano für GQ-Leser hingegen genauso wenig in den Griff wie sein Eheleben. Und plötzlich jagt ein kleines Drama das nächste.

03. „Fargo“

Außenseiter an die Macht: Martin Freeman spielt sich in diesem Serienremake des gleichnamigen Coen-Films grandios vom gesichtslosen Versicherungsvertreter Lester Nygaard zum rachelüstigen Größenwahnsinnigen hoch. Dummerweise ist sein Gegenspieler Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) meistens schlauer.

04. „Bates Motel“ (Staffel 1 und 2)

Als Hitchcocks „Psycho“-Mörder noch ein Kind war: „Bates Motel“ erzählt die Vorgeschichte von Norman Bates (Freddie Highmore) und seiner Mutter Norma Louise (Vera Farmiga), die im Örtchen White Pine Bay eigentlich nur ein Motel als Familienbetrieb etablieren wollen. Nach zwei psychisch zusetzenden Staffeln weiß man, warum Mutter und Sohn unheilbar krank sind – wenn auch jeder auf seine eigene Art.

05. „True Detective“

Woody Harrelson und Matthew McConaughey im US-Südstaatensumpf auf der Jagd nach einem Serienmörder. Beide Polizisten kämpfen auch mit ihren eigenen Schattenseiten, der Zuschauer hingegen zwei der acht Folgen lang mit der Frage, wie diese Typen eventuell selbst in den Fall verwickelt sind. Lediglich der Showdown dieses bedrohlich düsteren Thrillers ist dann doch ein arg konventieller.

06. „The Leftovers“

Mysteriöse Vor-Apokalypse: Zehn Prozent der Weltbevölkerung verschwindet von einer Sekunde auf die andere spurlos. Zwischen Sekten, Gewalttaten und Motivationsgurus versuchen sich die hinterbliebenen Bewohner – „The Leftovers“ – der fiktiven Kleinstadt Mapleton drei Jahre nach jenem Schicksalstag mit ihren Verlusten zu arrangieren – und scheitern zunehmend daran. Erklärt wird das Verschwinden in dieser sehr misanthropischen ersten Staffel nicht. So wie man auch Terroranschläge kaum rational erklären kann.

07. „Top Of The Lake“

Atemberaubende Landschaft, atemberaubende Geschichte: In einer Kleinstadt in Neuseeland verschwindet ein zwölfjähriges Mädchen, das sich zuvor ertränken wollte und sich scheinbar zufällig als die Tochter des lokalen Drogenbarons entpuppt. Polizistin Robin (Elisabeth Moss) besucht zur gleichen Zeit ihre Eltern – und kann nicht mehr von diesem Fall lassen. Bis zu dessen grausamer Auflösung.

08. „24: Live Another Day“

Superagent und Outlaw Jack Bauer erlebt in zwölf Folgen fast das gleiche Maß an Action und Terrorismus, für dessen Bewältigung er vorher acht teilweise hanebüchene Staffeln lang 24 Brutto-Fernsehstunden Zeit hatte. Diesmal muss er einen nuklearen Drohnenanschlag auf London vereiteln – und bekommt zum Glück wieder Hilfe von Chloe O’Brien, die nur leider wie eine billige Lisbeth-Salander-Kopie aussieht.

09. „Game of Thrones“ (Staffel 4)

Der König ist tot, es lebe der König? Die vierte Staffel „Game of Thrones“, diesem Mittelalter-„GZSZ“, fängt mit einem dramaturgischen Paukenschlag an, der Lieblingscharakter Tyrion Lannister zunehmend in Bedrängnis bringt. Und dann sind da ja noch die Drachen von Daenerys Targaryen, die Mauer im Norden von Westeros und etliche andere Erzählstränge, die in dieser Fantasyroman-Adaption nur angerissen oder gleich ganz ausgelassen werden können.

10. „The Killing“ (Staffel 1)

Angeblich das neue „The Wire“, zum Glück aber mit weniger Strecken, in denen wirklich nichts passieren würde: In Seattle – ich schaue aktuell die erste Staffel der US-Version dieser eigentlich dänischen Serie, die im ZDF als „Kommissarin Lund“ ausgestrahlt wurde – verschwindet ein Mädchen. Polizistin Sarah Linden findet ihre Leiche und sucht fortan verbissen ihren Mörder. Sogar Lindens eigene Hochzeit muss für diesen zähen Fall dran glauben.

11. „Hannibal“ (Staffel 1)

Familienzensur: Seit der ersten Folge der zweiten Staffel will meine Frau nicht mehr mitgucken – und das, obwohl sie lange „Dexter“-Fan war! Tatsächlich fängt die zweite Staffel „Hannibal“ perverser und blutiger an als es die meisten Szenen der an Blut und Wahnsinn schon nicht armen ersten Staffel waren. Ich habe die neueren Folgen entsprechend auch noch vor mir, aber es zeichnete sich bereits ab, dass die Tarnung von Psychologe und Innereien-Connaisseur Dr. Lecter (Mads Mikkelsen) aufzufliegen droht. Und dass FBI-Ermittler Will Graham dessen psychiatrische Hilfe immer mehr bräuchte – wenn es nicht Lecter selbst wäre, der Graham erst vollends in den vermeintlichen Wahnsinn triebe.

12. „Homeland“ (Staffel 3)

Nicht viel übrig geblieben vom Psychospiel des Gegen- und Miteinander von CIA-Agentin Carrie Mattheson (Claire Danes) und dem mutmaßlichen Terroristen und Kriegsgefangenschaftrückkehrer Brody (Damien Lewis), das die erste Staffel so packend machte. Stattdessen recht konventionelle „24“-Action, ein über weite Strecken fehlender Hauptdarsteller und eine Hauptdarstellerin, die die einst so hochgejubelte Serie vor Schlimmerem bewahrt.

13. „Orange Is The New Black (Staffeln 1 und 2)

Basiert lose auf wahren Begebenheiten: Weil sie ihrer damaligen Freundin bei Drogenschmuggelgeschäften half, muss Piper Chapman heute, zehn Jahre später, in den Knast. Dort lernt sie erst die örtlichen Hackordnungen, dann die anderen Insassen und zum Schluss sich selbst und ihre Sexualität neu kennen. Recht kurzweilige Netflix-Produktion, die leider zu wenig Drama für ein Drama und zu wenig Witz für eine Kömodie bietet.

14. „Suits“

Natürlich ist „Suits“ im Grunde nur eine schnittigere Kopie der besseren Anwaltsserie „The Good Wife“. Und natürlich erklärt das, warum „Suits“ nach zwei Staffeln ohne Ende abgesetzt wurde, während „The Good Wife“ mit Julianna Margulies („Emergency Room“) es schon bis Runde 6 schaffte. „Suits“ aber sah ich noch vor…

15. „The Good Wife“

… einigen Folgen von „The Good Wife“, und entdeckte mehr Ähnlichkeiten las Unterschiede: Die Protagonisten beider Serien buckeln gerne für die Arbeitgeber, sind stolz auf Überstunden und nicht existierendes Privatleben und versuchen sich mittendrin an der Gratwanderung zwischen Recht und Gerechtigkeit. Kein Job, den ich jemals haben wollen würde.

Update: Mir wurde gesteckt, dass „Suits“ noch immer läuft, in Staffel 4, und das offenbar erfolgreich. Mein Fehler, das Angebot auf Netflix Deutschland anfangs zumindest serienweise für vollständig gehalten zu haben.

 

3 Kommentare

  1. […] 22. Februar 2015 werden in Los Angeles zum 87. Mal  die Oscars verliehen. Hätte ich statt all der Serien bisher mehr als nur anderthalb der acht nominierten Filme in der Kategorie “Best […]

  2. […] Die dritte Staffel des Politthrillers „House Of Cards“ ist vom 27. Februar 2015 auf Netflix verfügbar. Endlich. […]

  3. […] dieser Stelle bleibt mir nichts anderes übrig, als den Einstieg meines letzten, über ein Jahr zurückliegenden Blogpost zu zitieren: „Wer anhand der an einem Finger abzählbaren Blogposts hier vermutet, der Betreiber […]

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