Vom Suchen und Finden der Liebe: Judd Apatows neue Serienkomödie „Love“ ist eine kurzweilige Mischung aus Indie-Sitcom, Dramedy und Generation-Y-Porträt. Hier fünf Gründe, warum sich das Anschauen lohnt.
Seit dem 19. Februar 2016 ist auf Netflix die neue Serie „Love“ im Stream zu sehen. So beliebig und kitschig ihr Titel klingt, so zugespitzt und arm an Liebe ist die Komödie anzusehen: In den zehn jeweils rund 30-minütigen Folgen erzählt Regisseur Judd Apatow die Geschichte von Mickey und Gus, die – soviel darf spoilerfrei verraten werden – nicht so recht zusammen finden sollen.
Gus, ein immer freundlicher und bisweilen pedantischer Filmfan und Nerd, wie er im Lehrbuch steht, wurde gerade von seiner Freundin verlassen und weiß nicht wohin mit sich im großen, weiten Los Angeles. Er jobbt als Privatlehrer für eine Kinderschauspielerin, und wie es sich in Hollywood natürlich gehört, liegen seine wahren Ambitionen woanders: Gus hat auf eigene Faust ein Drehbuch für eine Folge der Hexenserie geschrieben, die er täglich am Set verfolgt. Mickey wiederum ist das Gegenteil von Gus: Sie hat ein Alkohol- und Sex-, sprich Suchtproblem, arbeitet für einen zynischen Radiomoderator und schiebt, außer im Job, eine ziemliche Scheißegal-Haltung vor sich her. Beide wollen insgeheim ihr Leben in den Griff kriegen, aber ob sie sich darin gegenseitig eine Hilfe sein würden, darf auch bezweifelt werden, nachdem sie sich zufällig an einer Tankstelle treffen und sich ihre Wege so das erste Mal kreuzen.
„Love“ ist mit seinen überspitzten Charakteren, einem Hang zu Zoten und einer Nähe zum verunsicherten Lebensgefühl der Generation Y eine so kurzweilige wie gelungene Mischung aus „Big Bang Theory“, Apatows „Freaks And Geeks“, „Girls“ sowie der maßlos überspulten „Unbreakable Kimmy Schmidt“. ZEIT Online nennt „Love“ Apatows „bisher schwermütigste Produktion“, laut Spiegel Online führt das Aufeinandertreffen der verlorenen Charaktere „zu allerlei schmerzhaft peinlichen Situationen und folglich zu jeder Menge Komik, hinter der sich viel Wahrheit über die Umständlichkeit von Menschen verbirgt.“ Wir helfen Euren kommenden Bingewatching-Abenden mit fünf weiteren guten Gründen für „Love“ auf die Sprünge.
1. Die Erfinder
Für die Orientierungslosigkeiten einer ganzen Generation hatte er schon immer viel übrig: Als Regisseur ist Produzent, Autor, Schauspieler und Comedian Judd Apatow vor allen Dingen durch seine Komödien „Jungfrau (40), männlich, sucht“ und „Immer Ärger mit 40“ weltbekannt geworden. Seinen Ruf als Kultregisseur baute er sich aber schon 1999 auf: Damals drehte er die nach nur einer Staffel abgesetzte Highschool-Serie „Freaks And Geeks“, auf der Stars wie James Franco, Seth Rogen und Jason Segel ihre spätere Karriere aufbauten. In „Love“ beweist er nun als „Creator“ und „Executive Producer“ mithilfe verschiedener Regisseure, wie man aus vermeintlich wenig Stoff einem scheinbar auserzählten Thema neue Facetten hinzufügen kann – und dass man als in Berlin lebender Thirtysomething mit seiner Orientierungslosigkeit nicht allein auf dieser satten Welt ist.
2. Der Cast
Paul Rust – nicht zu verwechseln mit Paul Rudd – ist nicht nur urverstrahlter Hauptdarsteller in „Love“, sondern neben Apatow und Lesley Arfin (Rusts Ehefrau) auch Erfinder der Serie. Der 34-jährige Schauspieler und Komiker war bisher unter anderem in „Inglourious Basterds“ sowie etlichen anderen Serien zu sehen, die Rolle des Gus aber ist seine erste Hauptrolle. Die spielt er so überzeugend überzogen, dass man sich Rust ebenso gut auf der Couch der Nerd-WG in „Big Bang Theory“ vorstellen könnte – wenn die von ihm, Apatow und Arfin geschriebenen Pointen nicht in 80 Prozent der Fälle existentieller ausfielen als die der ungleich erfolgreicheren Sitcom.