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Das Handy in der Wolke

Aus der zitty-Serie “Berliner Internet-Start-ups”, Folge 11: Wie Phonedeck ein zweiter Bildschirm für das eigene Mobiltelefon werden soll

Phonedeck
Schulte, Fitzek, Klein: Die Phonedeck-Gründer, hier auf einem anderen Dach (Foto: Georg Roske)

Verstecken müssten sie sich mit ihrer Geschäftsidee nicht. Im fünften Stock eines Hinterhof-Neubaus in der Schwedter Straße tüfteln Frank Fitzek, Gerrit Schulte, Jens-Philipp Klein und ihr Team seit rund einem Jahr an Phonedeck.com, einer Art Desktop-Verwaltungsoberfläche für die Endgeräte von Vieltelefonierern. Hinter verschlossenen Türen, Codeschlössern und stählernen Aufzügen wirkt ihr Hauptquartier ein bisschen wie ein Hochsicherheitstrakt. „Für die Lage können wir nichts“, scherzt Mitgründer Fitzek, „das war die Idee von Christophé Maire, der sagte: Als Start-up sollten wir besser nah an Mitte sein“. Und was der umtriebige Berliner Investor und Unternehmer Maire (txtr‘, Soundcloud etc.) anfasst, kann so mißerfolgsversprechend nicht sein.

Phonedeck soll wie ein zweiter Bildschirm und wie eine Fernbedienung für das Mobiltelefon funktionieren. So ist das zuhause oder im Auto vergessene Handy kein Ärgernis mehr, solange ein Computer in der Nähe ist. Dank IP-Schnittstelle kann über alle gängigen Browser auf das Gerät zugegriffen und Anrufe getätigt und entgegengenommen werden. Phonedeck ordnet ferner die Kontakte nach Top-10, nach Kollegen oder nach gemeinsamen Hobbies, zum Beispiel, kumuliert zwei oder mehrere Telefonnummern, archiviert ungenutzte Nummern und generiert detailgenaue Nutzungsstatistiken. Kurzum: Es soll die eigene Handy-Nutzung zu verstehen helfen. Den statistischen Vergleichsaspekt – Phonedeck synchronisiert bestehende Kontakte nicht nur via sozialer Netzwerke wie Facebook und LinkedIn, es veröffentlicht auf Wunsch dort auch eigene Aktionen – nennt Fitzek „Private Benchmarking“. Ein Trend, dem soziale Netzwerke und Ortungsdienste ihren Erfolg erst zu verdanken haben.

Phonedeck ist im eigenen Nutzungsszenario Spielzeug und Effizienzoptimierer gleichermaßen, ein Tool für Privatpersonen und Geschäftskunden. Die ursprüngliche Idee hätten sie schon 2003 gehabt, sagt der 40-jährige Fitzek, der seit über 15 Jahren in der Branche in Berlin arbeitet. Die ersten privaten mobilen Clouds gab es aber erst drei Jahre später. Die Betaversion unterstützt ausschließlich Android-Geräte, andere mobile Betriebssysteme sollen folgen. Geld verdienen will Phonedeck mit Geschäftskundenangeboten und individuellen Firmenlösungen.

Eine Crux hat die Idee dennoch: Low-End-Verbraucher, also Besitzer älterer Handymodelle, profitieren eher von Phonedeck, weil sie ihr olles Gerät nicht mehr in die Hand nehmen müssen. Und Besitzer moderner Smartphones spielen ja nun lieber auf der Touchscreenoberfläche als auf ihrem Schreibtischmonitor. „Klar“, wissen auch die Gründer Fitzek, Schulte und Klein, „wer viel mobil ist, hat vom Dualismus weniger“.

(erschienen in: zitty 8/2012)

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