Vier Menschen über die Rolle von Krieg in ihrem Leben: Joachim Brauer stellt als Reenacter mit der Kurmärkischen Landwehr e.V. das preußische Leben nach.
OPAK: Herr Brauer, Ihr Hobby ist außergewöhnlich: Sie spielen einen Teil der Befreiungskriege 1813-1815 nach.
Joachim Brauer: Das ist nur eine Facette. Wir stellen die napoleonische Ära dar, da ist der Befreiungskrieg zwischen Preußen und Frankreich 1813-1815 zwangsläufig dabei. Wir wollen aber die damalige Zeit mit all ihren Lebensbereichen so originalgetreu wie möglich nacherleben.
Warum diese Ära? Sie hätten sich doch auch eine ganz andere Epoche aussuchen können.
Na klar, Sie haben so recht, das ist der Grund! Weil es auch irgendwas anderes sein könnte, haben wir von vielen Zeiten zwangsläufig und logisch eine auswählen müssen. Quellen fanden wir im Internet und in Bibliotheken genug. So sind wir an den Anfang des 19. Jahrhunderts gekommen. Die einen aus Geschichtsinteresse, die anderen wegen der Uniformkunde, zum Beispiel. Und ich interessiere mich halt für deutsche Geschichte.
Weshalb?
Na weil ich ein Deutscher bin! Ich bin nun mal ein Berliner, und als alter Preuße, die wir hier ja waren, interessiert mich, wie Berlin früher dagestanden hat. Man recherchiert und sucht Bestätigung gefundener Quellen, um entsprechend das nachgelebte Leben einzurichten.
Sie sind also auch ein Sammler von historischen Gegenständen, Werkzeugen und Kleidern?
Nö, das ist ja viel zu kostspielig. Das wird nachgebaut. Wir versuchen zum Beispiel die Webart etwa so hinzukriegen wie es früher gewesen ist. Versuchen den Stoff zu kaufen, mit dem der Rock, die Weste oder die Hose nach historischen Schnittmustern genäht wird. Die findet man ja noch in der Literatur.
Wie viele Mitstreiter haben Sie?
Bei der Kurmärkischen Landwehr sind wir vielleicht 30 aktive oder passive Mitglieder. Es gibt ja tausende von Reenactern. Wir treffen uns national und international an den entsprechenden historischen Orten, man könnte jedes Wochenende irgendwo hin fahren.
Was war Ihr persönliches Highlight?
Belle-Alliance. Man sagt auch Waterloo dazu. Oder die Völkerschlacht in Leipzig. Oder die Schlacht von Austerlitz.
Sprechen Sie auch so wie zu der jeweiligen Zeit?
Da gibt es ja verschiedene Darstellungsformen: first, second oder third person. So ähnlich wie bei Computerspielen. Und nur wenn ich first person spiele, lebe ich das richtig aus. Dann spreche ich und verhalte mich entsprechend und tauche nicht in die Jetztzeit ein. Auch wenn ich von Zuschauern angesprochen werde, bleibe ich in meiner Zeit.
(erschienen in: OPAK #9, „Krieg“, Juli 2011)