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„Ich mach’ das für die Kohle“

Vier Menschen über die Rolle von Krieg in ihrem Leben: Tim Fenk*, 21, hat sich bei der Bundeswehr für die nächsten vier Jahre mit der Option auf acht weitere Jahre verpflichten lassen.

OPAK: Herr Fenk, die Wehrpflicht wurde gerade ausgesetzt. Warum gehen Sie trotzdem hin?

Tim Fenk: Eigentlich wollte ich Zahntechniker lernen. Da verdient man aber nur 260 Euro und beim Bund verdient man so knapp 800-1000 Euro in der Ausbildung.

Geld verdienen kann man in der Lehre auch woanders.

Die Bundeswehr bietet mir die Möglichkeit, in verschiedene Berufe reinzuschnuppern, vom Sattler über Maler und Lackierer bis zum Industrie- oder Elektromechaniker. Das kommt mir entgegen, ich bin noch jung und kann mich noch nicht festlegen.

Sie überlegten auch, zu den Scharfschützen zu gehen. Warum?

Das ist sehr interessant wegen des Trainings und der Fortbildung. Man lernt, sich eigenständig aus gefährlichen Situationen zu befreien. Als Scharfschütze bist du oft in den Bergen und musst dich zum Beispiel abseilen. Das ist alles viel actionreifer. Und es ist besser bezahlt.

Dort hätten Sie früher oder später Menschen „gezielt ausschalten“, also töten müssen.

Das war einer der Gründe, warum ich es dann doch nicht gemacht habe. Mir war vorher nicht klar, dass es auch darum geht, gezielt Menschen zu töten. Das möchte ich nicht. Wenn es sein muss, um den eigenen Schutz zu gewährleisten, schon, aber nicht weil mir das jemand sagt.

Einsätze in Kriegsgebieten wären für Sie kein Problem?

Ich habe mich, als ich mich gemeldet habe, bereits für das Ausland verpflichten lassen.

Warum?

Auch das ist meistens eine Geldsache. Für sechs Monate bekommst du schon fast einen fünfstelligen Betrag, plus dem eigentlichen Gehalt.

Unsere Grenzen sind sicher. Warum braucht Deutschland noch eine Bundeswehr?

Ich finde, dass in vielen Ländern die Politik und die Sicherheit der Bürger so schlecht sind, dass so starke Länder wie unseres oder wie Amerika helfen sollten, das zu regeln. Als Sicherheitsschutz, bis die Normen wieder da sind. Für Krieg finde ich die Bundeswehr nicht okay, für die Sicherheit finde ich sie angemessen.

Sie hatten eine Lehre als Koch angefangen. Wäre das nicht auch eine Option für Sie bei der Bundeswehr?

Das wäre auch eine Möglichkeit, aber die würde ich nicht wählen. Für 500 Leute Kartoffeln schälen, nein danke!

*Name geändert

(erschienen in: OPAK #9, „Krieg“, Juli 2011)

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