Bremsen für Benni

Wo „Tempo 30“-Schilder übersehen werden, sollen kleine Kumpels helfen

Leben und Sterben macht erfinderisch. Und je trister die Gegend ist, desto gewitzter die Ideen, mit der ihre Bewohner immer wieder um die Ecke kommen. In Charlottenburg boomen die Billig-Bestatter, dem typischen Alt-Neuköllner pumpt mehr Futschi als Blut durch die Adern. Wir stellen vor: Benni Brems. Benni Brems ist us-amerikanischer Abstammung und wurde in Krefeld geboren, dem niederrheinischen Pendant zu Neukölln. Benni Brems ist stolze 82,5 Zentimeter groß und laut eigener Aussage – obwohl er keinen Mund zum Sprechen hat – ein Warnmännchen, das Autofahrer darauf aufmerksam macht, dass Kinder in der Nähe spielen. Das macht er, der Benni, natürlich ziemlich passiv, schließlich steht er ja nur rum, strahlt eine eher ungesunde neongelbe Hautfarbe aus, trägt ein kleines Käppi auf dem Kopf und hält, wenn er noch nicht ausgeraubt wurde, ein rotes Fähnchen in die Luft.

Wer darin nach den gemeinen Rumlungerern oder den Eintracht-Fans nun gleich wieder eine potentielle neue Randgruppe erkennen will, der sollte schleunigst nach Moabit – das wiederum bekanntlich als nordwestliches Pendant zu Neukölln mißverstanden wird – cruisen. Im dortigen Westfälischen Viertel, Moabits familiärer Vorzeige-Ecke zwischen Turmstraße und Spree, verschlimmschönert der gute Benni mit seinen Jungs nämlich seit geraumer Zeit die Bürgersteige und sonst so einsamen Laternen. Benni Brems ist süß und im Vergleich zum benachbarten Knut bei Wind und Wetter anzutreffen. Benni wächst nicht und seine blanke Existenz, die von den Anwohnern aus eigener Tasche finanziert wird, ist noch nicht einmal das rührseligste an diesem kleinen Kerlchen. Es ist der Grad seiner Integration, an der sich ein Roland Koch ein Beispiel nehmen könnte: in Fesseln (siehe Foto).

Spielende Kinder werden, zumindest ohne Eltern, in Bennis Nähe übrigens selten gesichtet. Vielleicht wurde Benni ja erst in den Kiez geholt, als Autounfälle mit Kindern die so trügerische Idylle zu bedrohen begannen und Buckelpiste und Kopfsteinpflaster alleine nicht mehr halfen. Vielleicht haben die Kinder aber auch einfach nur Desinteresse, Respekt oder Angst vorm neuen Chef auf der Bochumer Straße. Benni Brems – demnächst oder schon längst auch in ihrer Nachbarschaft.

www.benni-brems.de

(erschienen in: zitty 07/2008, S. 10)

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