Der Versuch eines Überblicks: 10 Songs, die für Chris Cornell nicht nur wichtig waren, sondern auch zu seinen besten gehören.
Es ist so unwirklich: Chris Cornell, einer der besten Rocksänger der Welt, ist tot. Er starb im Alter von nur 52 Jahren am 17. Mai 2017 in Detroit, nachdem er mit seiner Band Soundgarden ein Konzert spielte. Am 26. Mai wurde er beigesetzt. Als offizielle Todesursache wurde Suizid festgehalten.
Jeder, der sich in den vergangenen 30 Jahren auch nur am Rande für Rockmusik interessierte, dürfte an Chris Cornell nicht vorbeigekommen sein. Mit Soundgarden hatte er neben Nirvana und Pearl Jam maßgeblichen Anteil am nicht ganz freiwilligen Aufstieg Seattles als Grungemekka, 2001 gründete er gemeinsam mit Mitgliedern von Rage Against The Machine die Supergroup Audioslave.
Außerdem veröffentlichte er Soloalben, trat immer wieder mit anderen Musikern auf und sang unter anderem einen maßgeblichen Bond-Song ein. Ein Blick auf sein Schaffen kann also immer nur ein flüchtiger sein. Wir versuchen es trotzdem und stellen Cornells wohl beste Songs in chronologischer Reihenfolge vor.
„Say Hello 2 Heaven“
Ende der Achtziger teilte sich Chris Cornell eine WG mit Andrew Wood der damals aufstrebenden Band Mother Love Bone. Wood starb 1990 an einer Überdosis Heroin, Cornell widmete ihm den Song „Say Hello 2 Heaven“ und gründete dazu Temple Of The Dog mit Mitgliedern von Pearl Jam. Gemeinsam nahmen sie ein einziges Album auf.
„Hunger Strike“
Der noch bekanntere Song von Temple Of The Dog, weil Cornell ihn im Duett mit Eddie Vedder sang. Mehr Gänsehaut und Intensität ging damals wie heute nicht. Ein Klassiker, den auch Pearl Jam selten mal in ihre Setlists mit aufnehmen.
„Rusty Cage“
Dritte Single und Opening Track ihres dritten Albums BADMOTORFINGER (1991). Der Song wurde 1996 von Johnny Cash für sein Album UNCHAINED gecovert. Und welche Band aus der Generation, die schon fleißig Cash coverte, kann von sich behaupten, dass der „Man in Black“ sich umgekehrt einem ihrer Songs angenommen hat? Später tauchte „Rusty Cage“ auf diversen Videospiel-Soundtracks auf.
„Outshined“
„Outshined“ wurde bereits als zweite Single aus BADMOTORFINGER ausgekoppelt, ihr Erfolg legte den Grundstein zu Soundgardens Megadurchbruch mit SUPERUNKOWN (1994). 1993 wurde „Outshined“ Teil des „True Romance“-Soundtracks.
„Jesus Christ Pose“
Erste Single aus BADMOTORFINGER. Schon die ersten paar Sekunden Bass und Gitarrenfeedback deuten an, dass man es hier mit einem groovenden Brett zu tun kriegt, das im Grunde auch Elemente des fragwürdigen Subgenres „New Metal“ vorwegnahm. Textlich geht es um den Missbrauch von Religionen, das Video wurde von MTV schon wegen der bloßen Existenz einer „Jesus“-Referenz ignoriert, zu heikel.
„Seasons“
Chris Cornells Beitrag zum Soundtrack von „Singles“. Die Liebeskomödie leitete den Anfang vom Ende des Grunge ein, im Film erzählte Cameron Crowe die in Seattle spielende Anti-Liebesgeschichte von Janet (Bridget Fonda) und Cliff (Matt Dillon). Janet ist schwer in Cliff verknallt oder wäre es gern, der interessiert sich aber nur für seine Band Citizen Dick, in der diverse Mitglieder von Pearl Jam mitspielten. Der Soundtrack erscheint dieser Tage als Neuauflage.
„Spoonman“
Erste Single aus Soundgardens 94er-Durchbruch SUPERUNKNOWN. Ursprünglich für den „Singles“-Soundtrack geschrieben, gewannen Soundgarden mit „Spoonman“ 1995 einen Grammy für die „Best Metal Performance“. Spätestens jetzt kannte Soundgarden jeder, und falls doch nicht, hatten sie da ja noch diesen anderen Song auf Lager:
„Black Hole Sun“
Der größte „Hit“ in der Karriere einer Band, deren Szene mit „Hits“ so gar nichts zu tun haben wollte. Wer an Grungesongs der frühen Neunziger denkt, der denkt nach „Smells Like Teen Spirit“ und „Alive“ an „Black Hole Sun“ – und gleichzeitig an das ikonische Video, das Soundgarden damals für MTV drehten, als Pearl Jam sich diesem Geschäftszweig schon beziehungsweise noch verweigerten.
„Pretty Noose“
Erste Single ihres fünften Albums DOWN ON THE UPSIDE (1996), dem letzten vor ihrer Trennung ein Jahr später. Auch hier wollte Ordnungshüter MTV das ursprünglich dazugehörige, von Frank Kozik gedrehte Video nicht zeigen, weil am Ende des Clips ein Mord zu sehen war. Klar, dass solche Geschichten der Reputation einer Band in der Regel mehr helfen als schaden. Bock auf ihre eigene Band hatten Soundgarden danach leider trotzdem nicht mehr.
„Can’t Change Me“
Cornells erste Solosingle ließ darauf hoffen, dass uns der Mann auch ohne Soundgarden als maßgebliche Stimme in der Rockmusik erhalten bleibt. Blieb er auch, erst mit Audioslave, dann wieder mit Soundgarden, nur erreichte keines seiner weiteren Soloalben die Qualität und den Eindruck von EUPHORIA MORNING.
Auswahl: Reiner Reitsamer und Fabian Soethof
Diese Liste erschien zuerst am 18. Mai 2017 auf musikexpress.de.