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Miss Media

„Sind Sie stark, smart und sexy? Dann werden Sie Miss Media!“

Ich bin kein Frauenrechtler. Lange habe ich auch in meiner Branche (kein Fußball) blauäugig daran geglaubt, dass sich die oder der Bessere durchsetzen würde. Viele arg emanzipatorische Gleichberechtigungsversuche fand und finde ich peinlich und übertrieben. Ich will nicht, dass ein Baum auch eine Bäumin an seiner Seite haben muss. Das erinnert mich an diese Gender-Diskussion bei der re:publica 2010, auf denen Frauen ihr eigenes Internet gefordert haben, weil die männerdominierte Blogosphäre es ihnen ja so schwer mache, und die ich glücklicherweise nur am Rande mitbekommen hatte. Ich bin aber eben auch kein Männerrechtler.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich weiß, dass es leider immer noch notwendig ist, auf Mißstände aufmerksam zu machen, einfach weil sie existieren. Es ist eben immer eine Frage der Art und Weise des Herangehens, ob man diese Missstände (allein das Wort schon!) wegräumt oder schürt. Und das, was sich das Branchenblatt „Werben Und Verkaufen“ (W&V) da zusammen mit der Fotowerbestrecke dem Frauenblatt „Cosmopolitan“ ausgedacht hat, können Sie unmöglich so gewollt haben, liebe Gleichstellungsbeauftragte:

http://www.youtube.com/watch?v=cdeFVsGjoEw

(hier nachzulesen)

Was ist da bloß passiert? „Sind Sie stark, smart und sexy? Dann sind Sie wie Cosmopolitan!“, fragt und behauptet Chefredakteurin Petra Winter allen Ernstes. Mal ganz abgesehen von der Frage, wer um alles in der Welt so sein will wie die Cosmopolitan: Behauptet Petra Winter da auf ihrer Couch und an der Seite ihrer Anzeigenleiterin Lisa Habermeyer etwa tatsächlich, dass man frau sexy sein muss, um es im Job zu etwas zu bringen? Man traut sich kaum, die Frage laut zu denken, die man an dieser Stelle zwingend fragen muss: „Wie haben Sie Ihren Job bekommen?“

Klischees sind dazu da, widerlegt bedient zu werden. So funktionieren weite Strecken der Medienlandschaft (nehme mich auch dort nicht raus). Die Zielgruppe Frauen boomt nach wie vor. Die Entscheider dahinter sind längst nicht alle weiblich. Aber wenn man sich diese, Verzeihung, peinliche, womöglich tatsächlich „gut gemeinte“ und in ihrer grundsätzlichen Absicht vielleicht notwendige Kampagne ansieht, läuft vorm inneren Auge direkt ein anderes Video ab. Eines, in dem ältere Herrschaften ihre Gleichstellungsbeauftragte entnervt aus dem Hinterzimmer schicken und laut vor sich her fabulieren: „Na gut Ihr kleinen Zuckermäuschen, dann tun wir auch mal was für Euch. Aber was medienwirksames. Soll ja keiner was sagen können.“

Bitte übernehmen Sie, Frau Schwarzer.