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Ich bin dann mal weg

Von „Natural Born Killers“ bis „Prison Break“: Die Liste spektakulärer Fluchtversuche ist so lang wie ihre Heroisierung in Film und Literatur. Aber nicht alle verliefen so erfolgreich wie die Ausbrüche der Meister ihres Fachs – der gern genannten Ausbrecherkönige.

Name: John Dillinger (geb. 1903)
Spitzname: Staatsfeind Nr. 1
Verbrechen: Diebstahl (u.a. 41 Hühner), schwerer Bankraub, Beihilfe zum Mord
erfolgreiche Fluchtversuche: 3
Hilfsmittel: gewaltbereite Freunde, Pistolenattrappen aus Holz und Schuhcreme
Status: Am 22. Juli 1934 von FBI-Agenten erschossen

25.000 US-Dollar – ein höheres Kopfgeld hatte das FBI bis zum Jahre 1934 noch nie ausgeschrieben. John Dillinger und seine Gang töteten bei ihren Raubüberfällen mehrere Polizisten und FBI-Beamte. Vier Monate nach Dillingers Tod fand auch das Leben seines Weggefährten Babyface Nelson ein jähes Ende – und die Ära der letzten großen Verbrecher ward Geschichte.

Name: Vasilis Paleokostas (geb. 1966)
Spitzname: Robin of the Poor
Verbrechen: Einbrüche, Raubüberfälle, Erpressung, Entführung
erfolgreiche Fluchtversuche: 3
Hilfsmittel: gepanzerte Fahrzeuge, Bettlaken, Hubschrauber
Status: seit 2009 auf der Flucht

Erst lernte er bei seinem Bruder Nikos, dann gab er die griechische Justiz der Lächerlichkeit preis: Vasilis Paleokostas gelang 2006 und 2009 auf exakt die gleiche Weise ein filmreifer Ausbruch aus dem größten griechischen Gefängnis Korydallos – mit Hilfe eines Hubschraubers, der ihn vom Innenhof der Anstalt „abholte“.

Name: Michel Vaujour (geb. 1955)
Spitzname:
Verbrechen: Fahren ohne Führerschein, Diebstahl, Einbruch
erfolgreiche Fluchtversuche: 5
Hilfsmittel: Obst, Seife, Hubschrauber
Status: 2003 entlassen, seitdem auf freiem Fuß

In den Siebzigern stilisierten französische Medien Michel Vaujour zum Überheld, tatsächlich war er eigentlich ein Kleinkrimineller mit allzu gesundem Freiheitsdrang und dreisten Ideen: Vaujour flüchtete mit als Granaten getarnten Orangen, der Nachbildung eines Zellenschlüssels mittels Käseabdruck, einer aus Seife gefertigten Pistolenattrappe und einem Hubschrauber, den seine Ehefrau flog. Seit 2003 schreibt er Drehbücher und berät Krimi-Autoren.

Name: Steven Jay Russell (geb. 1957)
Spitzname: Houdini, King Con
Verbrechen: Betrug, Diebstahl
erfolgreiche Fluchtversuche: 5
Hilfsmittel: Identitätswechsel: min. 14 Decknamen, Verkleidungen als Richter, Arzt, Polizist oder Handwerker
Status: seit 1998 in einem texanischen Gefängnis zu 144 Jahren Haftstrafe verurteilt

'Hi Phillip, ich bin Steven. Schön, Dich kennenzulernen': Jim Carrey als 'King Con' Steven Jay Russell (Alamode Film)

Steven Jay Russell wurde die Liebe zum Verhängnis: Im Knast verliebte sich der homosexuelle Familienvater und Ex-Polizist in seinen Mithäftling Philip Morris – und inszenierte sogar seinen eigenen Aids-Tod, um zu seinem Geliebten in Freiheit zurückzukehren. Dieser absurden Geschichte setzten Jim Carrey und Ewan McGregor in der Verfilmung „I Love You Philip Morris“ ein ebenso absurdes Denkmal.

Name: Eckehard Wilhelm August Lehmann (geb. 1947)
Spitzname: Ausbrecherkönig
Verbrechen: Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung, Raub, Einbruch, Fahren ohne Führerschein
erfolgreiche Fluchtversuche: 11
Hilfsmittel: Charme, becircte Sozialarbeiterinnen und Polizistinnen
Status: auf freiem Fuß

Von der Presse gekürte Ausbrecherkönige gab es im deutschsprachigen Raum viele: Theo Berger (der „Al Capone vom Donaumoos“), Christian Bogner, Walter Stürm („Bin beim Ostereier Suchen“). Ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte es aber nur „Ekke“ Lehmann. Der Neuköllner floh seit 1969 elfmal aus Berliner Gefängnissen. 1999 erschien seine Biografie „Ohne Kompromiss“. Ben Becker ist Fan.

Weiterlesen: „Aus dem Knast kommt keiner von alleine raus“ – Interview mit einem Schließer

(erschienen in: OPAK #7, Schwerpunkt „Flucht“, November 2010)