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„Wir führen keinen Kleinkrieg gegen HRS“

Aus der zitty-Serie “Berliner Internet-Start-ups”: Wie JustBook Hotelübernachtungen als Last-Minute-Schnäppchen anbietet

Die gute Werbung war ihnen plötzlich sicher. Nur wenige Wochen, nachdem JustBook am 16. Januar dieses Jahres ihre Smartphone-App für Last-Minute-Hotelbuchungen launchten, erwirkte das Berliner Start-up beim Düsseldorfer Oberlandesgericht eine einstweilige Verfügung gegen HRS. Der Vorwurf: Der bisherige Platzhirsch der Branche nutze seine monopolartige Dominanz, um von Hoteliers Bestpreisbindungen zu verlangen, die andernfalls aus dem Buchungspool des Marktführers fliegen würden. Das Bundeskartellamt mahnte HRS deswegen ab. „Wir führen keinen Kleinkrieg gegen HRS, die machen gute Arbeit,“ sagt JustBook-Geschäftsführer Stefan Menden und beschwichtigt die Gemengelage, „ aber sie haben ihre Marktmacht ausgenutzt.“

Die IOS- und Android-App von JustBook ist einfach, das Geschäftsmodell dahinter naheliegend: Nicht mehr und nicht weniger als drei ausgewählte Hotels in vier Preisklassen werden dort täglich ab 12 Uhr pro Stadt zur Buchung freigegeben, mit einem Preisnachlass zwischen 30-50 Prozent. Deals sozusagen, Last Minute eben. Die Hotels werden ihre freien Betten in einem kleinen geschützten Kanal los, JustBook kann deshalb im Kleinen bieten, was andere, auch HRS, im Großen so nicht bieten. In der Metropole Berlin etwa kann der Spontanbucher vor der Hotelauswahl zwischen Mitte/Ost und West wählen, dann zwischen „Luxury“, „Upscale“, „Design“ und „Comfort“, ab 70 Euro pro Nacht. Für Backpacker und andere Low-Budget-Reisende ist das nichts, eher für Geschäftsreisende, die einen „gewissen Lifestyle pflegen, der Marke vertrauen und nicht in den Gasthof Krone wollen“, wie Menden es sagt. Neben Berlin sind Buchungen aktuell in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Dresden, Leipzig und Wien möglich, weitere Großstädte sollen folgen.

JustBook
In der Hotelbranche muss man Anzug tragen: Stefan Menden (l.) und seine JustBook-Mitgründer

In der Schlüterstraße am Ku’damm arbeiten derzeit rund 20 Programmierer und Vertriebler an JustBook. Die Idee dazu kam Menden, der wie seine vier Mitgründer vorher andere Start-ups aufzog, als der gebürtige Rheinländer regelmäßig seine Freundin in Freising besuchte. Den Kinobesuch oder das Abendessen in München nach der letzten S-Bahn planen, nein, man wolle ja schon mal spontan länger bleiben. „Buchungsportale gab es viele, aber allesamt mit zu vielen Möglichkeiten“, erinnert er sich. Praktisch und übersichtlich sei davon nichts gewesen.

Die Finanzierung soll allein durch Vermittlungsprovision erfolgen – und im Vorfeld natürlich durch Investoren, die Gründer von DailyDeal etwa. Gesponserte Platzierungen, Städtetrips, Mietwagen, Mobile Ads, all das will Menden in seiner App nicht anbieten, er setzt auf ein schlichtes und funktionierendes Produkt. Ein Bewertungssystem für Kunden ist in Planung. Und beides wäre noch bessere Werbung als jede Klage.

(erschienen in: zitty 16/2012)