Die Mini-Programmzeitschrift für Einsteiger*innen: Ein unvollständiger Überblick über empfehlenswerte deutschsprachige Podcasts zwischen Pop und Politik. Aus der Musikexpress-Ausgabe 04/2025.

Musik
Reflektor (2019 – )
Tocotronic-Bassist und ME-Kolumnist Jan Müller spricht im wohl stabilsten Musik-Podcast Deutschlands mit so verschiedenen Künstler*innen wie Mine, Robert Stadlober oder Doro über die schönste Nebensache der Welt – oder rankt mit Thees Uhlmann, Kolja (Antilopen Gang) oder Journalistin Aida Baghernejad verschiedene Genres, Songs oder Bands.
Becoming The Beatles – Die Hamburger Jahre (2025)
Von St. Pauli auf den Tron der Popmusik-Geschichte: Wie landeten vier noch unbekannte Jungs aus Liverpool Anfang der 60er auf der Reeperbahn und legten dort den Grundstein für ihre Weltkarriere? Radiojournalist Ocke Bandixen hat sich für den NDR auf sechsteilige Spurensuche begeben.
This Band is Tocotronic (2024)
In neun Folgen beleuchtet RBB-Reporterin Stefanie Groth den Aufstieg von drei Trainingsjacken und Seitenscheitel tragenden Hamburger Studenten hin zu einer der konstantesten (Indie-)Rockbands des Landes, das Phänomen „Hamburger Schule“ und was die nunmehr 30-jährige Karriere von Dirk von Lowtzow, Jan Müller, Arne Zank (und Rick McPhail) über die deutsche Musikszene erzählt. Zu Wort kommen auch Weggefährt*innen wie Produzent Moses Schneider, Arnim Teutoburg-Weiß, Bernadette La Hengst, Kerstin Grether, Fettes Brot und Thees Uhlmann.
Weiterlesen:
- Audio Killed The Radio Star: Wie Podcasts die Mediennutzung verändern
- „Podcasts sind wie ein riesiger Fanzine-Pool“: Maria Lorenz-Bokelberg und Nilz Bokelberg im Interview
Musik ist eine Waffe (2024)
Musikjournalist und Zeitzeuge Philip Meinhold in einem acht Episoden langen Deep Dive über Aufstieg, Fall, Geschichte und Einfluss von Ton Steine Scherben, allen voran von Gesicht und Ausnahmestimme Rio Reiser. Meinhold ordnet Stationen und Alben politisch und pophistorisch ein und spricht mit ehemaligen Mitgliedern, Freund*innen und Mitarbeiter*innen, mit Claudia Roth, Danger Dan, Herbert Grönemeyer, Marianne Rosenberg, Jan Plewka, Dota, Blixa Bargeld, Marion Brasch und vielen anderen über den damaligen Wirkungskreis und das heutige Vermächtnis der Band.
Fuck you very, very much! (2024)
Geskripteter Podcast von zwei Profis: VJ-Legende Markus Kavka und Jennifer Weist (Jennifer Rostock) sezieren in bisher zwei Staffeln „Die größten Beefs im Musikbiz“, etwa Madonna vs. Lady Gaga, Eminem vs. Moby, Pete Doherty vs. The Libertines, Courtney Love vs. Dave Grohl oder Sido vs. Bushido. Oftmals erfrischend belanglos.
Rolling Stone Weekly (2023 – )
Kulturjournalist Jan Jekal jeden Freitag im Wechselgespräch mit Birgit Fuß oder Maik Brüggemeyer aus der „Rolling Stone“-Redaktion über die Popnews der Woche sowie die interessanteste Neuerscheinung.
Die Taylor-Swift-Story (2024)
Mal fangirlig, mal journalistisch, mal erfahrungsberichtlich: Content Creatorin und Podcasterin Gizem Çelik und Musikerin Vanessa Mai über die Geschichte von Taylor Swift, dem heute einflussreichsten Popstar der Welt. Wer sich für ihre Musik so gar nicht interessiert: Egal – Leute, die nicht selbst Swifties sind, lernen auch was über das Business dahinter, etwa über Misogynie, Medien und Kanye West.
SWR1 Meilensteine – Alben, die Geschichte machten (2018 – )
Radio-Feuilleton: Kundig, fundiert, ausführlich und musiktheoretisch (aber nicht unbedingt jung) stellt die Musikredaktion des SWR jede Woche mit wechselnder Moderation von „Blood On The Tracks“ über „American Idiot“ bis „1989“ einen „Meilenstein der Musikgeschichte“ vor.
Der Soundtrack meines Lebens (2021 – )
Angenehm: „Visions“-Redakteur und DJ Jan Schwarzkamp spricht in seinem Wohnzimmer sehr besonnen, freundlich, offen und gut vorbereitet mit zum Beispiel König Boris, Ilgen-Nur, Max Rieger, Sebastian Krumbiegel und Christina Stürmer, aber auch mit Foto- und Regielegende Anton Corbijn, Liedermacher Wolf Biermann, Regisseur Christian Alvart und Schauspieler Mark Waschke. Und das nicht nur über Musik.
Polaks Schlagertalk (2024)
Udo-Jürgens-Edelfan und „Ich sag alles“-Komiker Oliver Polak spricht in sechs Folgen unironisch mit Stars, die in Deutschland zu recht oder unrecht dem Schlager zugeordnet werden, über eben diese Schublade, ihre Karrieren und andere Musik/er*innen – mit Marianne Rosenberg, Nino De Angelo, Kerstin Ott, Beatrice Egli, Roland Kaiser und mit Roberto Blanco, der richtiggehend wütend wird, wenn Polak mit ihm über Rassismus sprechen will.
Rammstein – Row Zero (2024)
Der Podcast zum fast gleichnamigen Buch „Row Zero“ von Daniel Drepper und Lena Kampf: In „Rammstein – Row Zero“ berichtet Investigativjournalistin Elena Kuch in vier Folgen über die Recherchen zu Till Lindemann, dessen Castingsystem und mutmaßlichem Machtmissbrauch. Zu Wort kommen unter anderem betroffene Frauen, ein ehemaliger Rammstein-Mitarbeiter und Musikjournalist und Moderator Markus Kavka.
Diese eine Liebe – 40 Jahre Die Ärzte (2022)
Gelungene Gratwanderung zwischen Fantum und Journalismus: radioeins-Moderator Marco Seiffert besuchte im Jahr 2022 jedes Konzert der „Berlin Tour MMXXII“ von Die Ärzte, sprach mit ihnen, anderen Fans und dem Umfeld, produzierte daraus jeweils brühwarm insgesamt 13 Folgen – und legte 2024 nochmal drei Folgen nach.
Browser History (2024 – )
Popkultur und Internetnostalgie für Millenials: „Browser History“ scrollt zurück, erinnert pro Folge von Rotten.com über ICQ bis hin zu „Warum liegt hier eigentlich Stroh?“ an ein berühmtes Meme oder Phänomen aus digitalen Vorzeiten und erklärt die Hintergründe. Leider nur sind die Moderator*innen oft zu spät geboren, um diese Geschichtsstunden glaubhaft und aus eigener Erinnerung heraus zu vermitteln.
Ordentlich Durcheinander (2024 – )
Shirin David, Kraftklub, Blond, Beatsteaks, Casper und Drangsal: Neben Jan Müller schmeißen auch zahlreiche andere Musiker*innen eigene Podcasts. Stellvertretend sei hier der charmanteste empfohlen: Die hervorragende Kinder-Rap-Band Deine Freunde – eine Art Fettes Brot oder Deichkind für Unter-Zwölfjährige und mit Ex-Echt-Drummer Florian Sump am Mic – plaudert sich durch via Sprachmemo eingereichte große und kleine Fragen von Fans (und deren Eltern), und führt sie so nicht nur an gute Musik, sondern auch an Podcasts (sowie an ihr kleines Franchise) heran.
News & Politik

Apokalypse und Filterkaffee (2020 – )
Seit fünf Jahren und mittlerweile täglich wirft Gag-Autor, Moderator und Dauersender Micky Beisenherz in seinem „News-Omelett“ gewordenen „Everything is fine“-Meme mit wechselnden Gäst*innen und seiner Partnerin Nikki Hassan-Nia einen so kurzweiligen wie fundierten Blick auf die Nachrichten des Tages. Und wenn er gerade wieder in Australien Witze für das „Dschungelcamp“ schreibt, vertreten ihn die Journalist*innen Yasmine M’Barek, Jagoda Marinic oder Markus Feldenkirchen.
ApoFika-Presseclub (2025 – )
Beisenherz-Ableger seit Anfang 2025: Jeden Samstag diskutiert „Spiegel“-Journalist Markus Feldenkirchen in Gesprächsrunden die (politischen) Themen der Woche.
Lage der Nation (2016 – )
Mehrfach prämiert: In „Lage der Nation“ erklären Journalist Philip Banse und der ehemalige Richter Ulf Buermeyer einmal pro Woche nicht „nur“ eben diese, sondern dabei immer wieder auch, wie Politik und Journalismus vorder- und hintergründig funktionieren (sollten).
Feel The News (2022 – )
Berufs-Early-Adopter und Iroträger Sascha Lobo bespricht mit seiner Frau Jule Lobo – die als Jule Wasabi einst mit Rapjournalist Falk Schacht einen HipHop-Podcast moderierte – ein sie und die mediale Öffentlichkeit aktuell umtreibendes Thema. Oft mit interessanten Perspektiven, naturgemäß sehr subjektiv und manchmal aus einer zu privilegierten Situation heraus.
Piratensender Powerplay (2022 – )
Eloquent elaborierend: Die Autor*innen Samira El-Ouassil und Friedemann Karig suchen ein politisches Gespräch am Ende einer Woche und versprechen dabei „keinen News-Rückblick, sondern Analysen mit Haltung“.
Was jetzt? (2017 – )
Morgendlicher News-Überblick der ZEIT. Sachlich, nüchtern und kompakt. Wird flankiert von einem täglichen „Update“ am Nachmittag.
Machiavelli – Rap und Politik (2018 – )
ARD-Auslands-Korrespondent und Ukraine-Experte Vassili Golod und Musikjournalist Jan Kawelke „sprechen und streiten über diese Liebesgeschichte“ – und bringen so zum Beispiel Robert Habeck und $oho Bani an einen Tisch. Salwa Houmsi ist als Co-Host leider raus.
Absolute Mehrheit – der „DIE DA OBEN!“-Podcast (2024 – )
Dieser „junge“ Podcast ist Teil des Content-Netzwerk funk von ARD und ZDF. Hosts Aline Abboud, Victoria Reichelt und Jan Schipmann befragen Politiker*innen zu ihren Wunsch-Reformen abseits der koalitionären Realität von „halbgaren Kompromissen“.
Talks & Personality
Hotel Matze (2016 – )
Zwischen Indieact, A-Promis und Staatspolitiker*innen: Matze Hielscher, in seinem früheren Leben Bassist bei Virginia Jetzt!, will herausfinden, wie seine jeweiligen Gegenüber „so ticken“. Und das mit so viel Ruhe, Respekt und Reichweite, dass auf der illustren Gästeliste der oftmals mehrstündigen Gesprächs-„Check-Ins“ von Nina Chuba über Benjamin von Stuckrad-Barre bis hin zu Angela Merkel kein Name mehr verwundert.
Deutschland 3000 (2019 – )
Alle zwei Wochen trifft Journalistin & Reporterin Eva Schulz „eine gute Stunde“ lang Menschen zu einem klugen und aufgeweckten Gespräch „zwischen Pop und Politik“: Für ihren funk-Podcast spricht sie zum Beispiel mit Marc-Uwe Kling über KI und Kreativität und mit Visa Vie über Long Covid und Kinderfernsehen.
Baywatch Berlin (2019 – )
Entertainer Klaas Heufer-Umlauf plaudert jeden Freitag quatschig und pointiert mit seinen Bros Thomas Schmitt, dem Geschäftsführer seiner Produktionsfirma Florida TV und ihrem Autor und Producer Jakob Lundt über kleine Fragen des Alltags, Urlaubstrips allein oder mit Micky Beisenherz, Marotten des jeweils anderen, die deutsche Medienbranche. Wenn es sein muss, können sie aber auch ernst werden.
Gemischtes Hack (2017 – )
Bro Culture par excellence: Stand-up-Künstler Felix Lobrecht und Autor und Moderator Tommi Schmitt verdienen ihr Geld neben diesem reichweitenstärksten Podcast Deutschlands mit Comedy-Produktionen. Das Duo funktioniert hier durch Provokation, schwarzen Humor und Running Gags, trägt sein Herz nicht nur in der Hose und gratwandert mit einem subtilen „Wir sind wirklich geile Typen“-Alpha-Spirit. Als Lobrechts Programm „All You Can Eat“ Anfang 2025 in der ARD ausgestrahlt wurde, hagelte es Sexismus-Vorwürfe.
Fest und Flauschig (2016 – )
Die Elder Statesmen und Platzhirschen des Laberpodcasts: Schon bevor Satiriker Jan Böhmermann und Indiemusiker und Geschichtenerzähler Olli Schulz 2016 exklusiv zu Spotify wechselten, moderierten sie ihre zwischen bissiger Pointiertheit, Albernheit, Zynismus und Banalität mäandernden Two-Men-Show unter dem Namen „Sanft & Sorgfältig“ auf radioeins vom RBB. Musiktipps landen jede Woche auf ihrer „Fidi und Bumsi“-Playlist.
Talk ohne Gast (2019 – )
Im Schlagabtausch zwischen Joggingversuchen, Solaranlagenbau, ihren Fernsehproduktionen, unangebrachten Witzen über das Saarland und Politik erklären sich die befreundeten Stand-Up-Komiker Till Reiners und Moritz Neumeier einmal pro Woche die Welt, Pointen und Selbstironie inklusive. Von Radio Fritz.
Kaulitz Hills: Senf aus Hollywood (2021 – )
Spotifys wohl größter Coup: Unsere Exil-Magdeburger Ex-Teenies von Tokio Hotel, die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz, lassen ihre „Kaulquappen“ einmal pro Woche zwischen Promipartys, Sexdates, Jetlag und Drinks zum Frühstück an ihrem glamourösen Lifestyle in LA teilhaben. Laut, drüber, dekadent, oft anstrengend – und so maximal sympathisch wie in ihrer Netflix-Doku.
True Crime

ZEIT Verbrechen (2018 – )
Die Grande Dame des deutschsprachigen True Crime: Seit April 2018 führt Sabine Rückert, Gerichtsreporterin und ehemalige stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT, zusammen mit Andreas Sentker aus journalistischer, juristischer und ethischer Perspektive durch ihre (oft bereits aufgeschriebenen) Erzählungen von wahren Verbrechen. Zuletzt wechselten sich verschiedene Moderationsteams ab. Bis heute unangefochten auf Platz 1 diverser deutscher Podcast-Charts.
Mordlust (2018 – )
Nur drei Monate nach ZEIT Verbrechen starteten die Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers diesen ebenfalls sehr erfolgreichen True-Crime-Podcast, mit dem sie bereits auf Live-Tour gingen und dessen Zielgruppe eine entsprechend des Alters der Absenderinnen jüngere als von ZEIT Verbrechen sein dürfte.
Mord auf Ex (2019 – )
Während eines Volontariats bei einer großen deutschen Privatfernseh-Unternehmensgruppe lernten sich Linn Schütze und Leonie Bartsch kennen und gingen 2019 mit „Mord auf Ex“ auf Sendung. Ebenfalls frühzeitig, langlebig und unterhaltsam genug, um sich eine riesiger Followerschar aufgebaut haben zu können.
Weird Crimes (2021 – 2024)
Weitere bisher unerzählte Fälle und einen ganz eigenen Ansatz fanden 2021 Moderatorin und Rapperin Visa Vie und „Sexvergnügen“-Podcasterin Ines Anioli. Nach Live-Tourneen, Auszeichnungen und 72 Folgen war im August 2024 überraschend plötzlich Schluss.
Plothouse (2024 – )
In ihrem persönlichen „Weird Crimes“-Nachfolger folgt Lottie aka Visa Vie weiterhin ihrer großen Liebe des konstruierten Geschichtenerzählens. In denen geht es, ob mit oder ohne Gast, mal um True Crime, mal um einen Con Artist, mal um das Mädchen, das 1971 in Peru vom Himmel fiel, mal um einen Elvis-Imitator, der dem Verfolgungswahn zu verfallen scheint. Ein Selbstläufer, bei der Publicity-Vorarbeit.
Judging Amanda Knox (2024)
Reportage und Kommentar: Journalist und Podcast-Produzent Khesrau Behroz und Alexandra Berlin rollen in acht Folgen den weltweit berühmten gewordenen Fall von Amanda Knox nochmal auf, die als Studentin 2007 ihre WG-Mitbewohnerin in Perugia ermordet haben soll, treffen Protagonist*innen – und stellen en passant die Rolle der Medien in den Ermittlungen, den True-Crime-Hype und der von uns, den Rezipient*innen, infrage.
Aktenzeichen XY – Ungelöste Verbrechen (2022 – )
Kein True Crime in Deutschland ohne das 1967 von Eduard Zimmermann konzipierte Mutterschiff des Genres. Dies erkannte (spät) auch das ZDF und launchte 2022 den dazugehörigen Podcast, in dem Moderator Rudi Cerne und Journalistin Conny Neumeyer mit den zuständigen Ermittler*innen, Angehörigen und Expert*innen über gelöste sowie bis heute ungelöste Kriminalfälle aus der über 50-jährigen TV-Geschichte reden.
Storytelling & Reportagen

Springerstiefel (2023-2024)
Gut, unangenehm und wichtig: Zugezogen-Maskulin-Rapper und „Nullerjahre“-Autor Hendrik Bolz reist in seine eigene Ost-Jugend, spricht mit Faschos und Punks über die sogenannten Baseballschlägerjahre, Subkulturen und Gewalt. Die Eltern von Co-Host Don Pablo Mulemba wiederum überlebten Angriffe Rechter und immerwährenden Rassismus Mitte der 90er in Eberswalde. Staffel 2 („Die 90er sind zurück“, 2024) beginnt bedeutungsschwer mit Gigi D’Agostinos „L’Amour Toujours“. Der Rest ist leider nicht mehr nur jüngere Geschichte, sondern Gegenwart.
Sockenpuppenzoo (2025)
Investigativ-Recherche über die Unterwanderung der deutschsprachigen Wikipedia seit Mitte der Nuller Jahre durch Rechte. Die Suche nach den Urhebern der professionellen Fake-Accounts führt Journalist Christoph Schattleitner und Daniel Laufer von tagelangen Datenauswertungen über Burschenschaften in Marburg bis hin zu einem heutigen AfD-Mitarbeiter nach München. Dystopisches Fazit auch ohne Nazi-Angriff: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Wiki zur Ruine aus aufgeklärteren Zeiten zerfällt.
Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? (2021)
Aufstieg und Fall des einst so frisch und genial wirkenden Radio- und Fernsehmoderators Ken Jebsen, der sich zunehmend in Antisemitismus, Querdenkertum, Reichsbürgernähe, Mahnwachen, Verschwörungstheorien und Russlandhilfen verlor. Packend erzählt und eingeordnet von Ausnahme-Podcaster Khesrau Behroz, dessen Recherchen im Podcast „Legion“ zur RAF-Terroristin Daniela Klette führten.
Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord? (2022)
Hier erzählt Khesrau Behroz in fünf Folgen vordergründig vom so erfolglosen wie harmlosen YouTuber Rainer Winkler, der sich zunehmend Cybermobbing ausgesetzt sieht und nach Übergriffen zurückschlägt. Hintergründig geht es um die Kehrseite von Social Media, Anonymität, Reality TV, um Hate Speech und um Täter-Opfer-Umkehr.
190220: Ein Jahr nach Hanau (2020)
Was läuft falsch in einem Deutschland, in dem ein rassistisch motiviertes Attentat wie das in Hanau (wieder) geschehen kann? Journalistin Sham Jaff und Reporterin Alena Jabarine in einer sechsteiligen Doku über ein kollektives Versagen von Polizei, Politik und Gesellschaft. Ausgezeichnet mit dem Grimme Online Award 2021.
Besondere Empfehlung
Checker Tobis CheckPod (2021 – )
Der Peter Lustig unserer Kinder erklärt ihnen nicht nur seit 2013 in der ARD, im KIKA, auf YouTube sowie in bisher zwei Kinofilmen kurzweilig, ehrlich und auf Augenhöhe die Welt. Seit 2021 moderiert Tobias Krell auch einen eigenen Podcast. Perfekte Einschlafhilfe – auch für daneben liegende Eltern.
Never Forget (2020, 2024-2025)
Viel Infotainment, wenig Nostalgie: In zwei Staffeln und 27 Folgen zeitreisen Stephan Rehm Rozanes und Fabian Soethof vom MUSIKEXPRESS in die Musik der 90er zurück, interviewen Zeitzeug*innen und erinnern so an Grunge, Eurodance, Deutschrap, Britpop, One-Hit-Wonder, Hamburger Schule und die Simpsons, zum Beispiel.
+++ Diese Liste erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 04/2025 als Teil eines Podcast-Specials. Dafür führte ich ferner ein Interview mit Maria Lorenz-Bokelberg und Nilz Bokelberg und schrieb in einem Essay die Kulturgeschichte des Podcasts auf. Siehe auch mein Post zum Thema auf Instagram. +++

(Aus Gründen der Ladezeit und um nicht 43-mal denselben Streamingdienst zu featuren, habe ich an dieser Stelle auf die Einbindung der jeweiligen Podcasts verzichtet. Ich bin mir sicher, dass Ihr sie bei Interesse in der Streaming-App Eurer Wahl selbst findet.)