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Gesucht: Loriots „Das Bild hängt schief“ fürs eigene Wohnzimmer

Eigentlich sollten Werke und Gegenstände aus Loriots umfangreichem Schaffen, wenn schon nicht Teil unseres Popkulturkanons, dann wenigstens Teil seines posthumen Marketing-Portfolios sein. Mit dieser Meinung stehe ich aber offenbar allein auf weiter Flur. Eine Bildersuche.

Genau so hätte ich gerne genau dieses Bild zuhause hängen. Kann doch so schwer nicht sein? Doch, kann es.

Im April 2024 trieb mich ein ganz besonderer Fall von Hyperfokus und Prokrastination herum. An die Gründe, die zu folgender „Recherche“ führten, kann ich mich nicht mehr erinnern. Vielleicht hatte ich mir mal wieder den sehr deutschen Filmkomödienklassiker „Pappa Ante Portas“ reingezogen, nach dessen von Loriot gespielte Hauptfigur Heinrich Lohse ich mein Buch „Väter können das auch!“ gerne benannt hätte. Leider (und nachvollziehbarerweise) empfand mein Verlag „Heinrich Lohses Erben“ als zu sperrig, kryptisch und uneindeutig. Jedenfalls: Auf YouTube oder woanders – viel findet man von Loriot dort nicht mehr – sah ich mir zum drölften Mal einige von seinen „Kultsketchen“, wie das Privatfernsehen sie nennen würde, an. „Die Nudel“, zum Beispiel. „Weihnachten bei den Hoppenstedts“. Und, natürlich: „Das Bild hängt schief“.

„Das Bild hängt schief“ ist eine zentrale und zu Unheil führende Erkenntnis eines namenlosen, von Loriot gespielten und die pedantische Szenerie verschlimmbessernden Beamten aus einem Sketch aus dem Jahr 1976, der eigentlich „Die Zimmerverwüstung“ oder auch „Das schiefe Bild“ heißt. Hier ist er, für alle in diesem Zusammenhang zu spät Geborenen (und in schlechter Qualität):

Mein plötzlicher Wunsch: Als in den 80ern und 90ern und hinter Spitzengardinen auf dem Dorf und vor dem Fernseher sozialisierter deutscher Bürger brauche ich unbedingt dieses Bild! Ob fürs Wohnzimmer, den Flur, die Küche oder das Schlafzimmer. So schwer könne es schon nicht sein, einen Nachdruck zu finden. Schließlich handelt es sich bei dem guten Stück um einen Teil des deutschen Popkulturkanons, als Sinnbild deutscher Spießigkeit und Kleinbürgertum auf der einen und des wohl feinsinnigsten Gesellschaftssatiren-Humors, den Deutschland je zu bieten hatte, auf der anderen Seite. Doch weit gefehlt.

Erste Anläufe in der Suchmaschine meiner Wahl liefen ins Leere. Ich fand ähnliche Bilder, aber nicht exakt das gesuchte – und schon gar nicht mit dem entsprechenden Rahmen. Zu Loriots 85. Geburtstag baute das Berliner Filmmuseum die Kult-Kulisse nach. Wo die nun wohl ihr Dasein fristet? So aktionistisch, dreist und unbedarft ich manchmal bin, schrieb ich also kurzerhand folgende E-Mail an die Nachlassverwalter*innen des Werkes des am 22. August 2011 verstorbenen Vicco von Bülow, wie Loriot mit bürgerlichem Namen hieß – an seine Familie. Ich hatte ja nichts zu verlieren:

„Sehr geehrte Familie von Bülow,

als Fan von Loriots großem Werk bin ich auf der Suche nach dem Bild-Motiv aus dem legendären Sketch „Die Zimmerverwüstung“. Nur zu gerne würde ich es mir selbst in die Wohnung hängen, am liebsten mit dem gleichen Rahmen und am liebsten auch mit der herausfallenden Ecke ;-). Leider finde ich online bisher keine bestellbaren Nachdrucke oder ähnliches. Können Sie mir sagen, ob es sich um eine exklusive Herstellung für den Dreh handelte oder, falls nicht, wo ich fündig werden könnte? Falls nicht, werde ich mal bei der Deutschen Kinemathek anfragen, die, glaube ich, die Requisiten des Sets mal für eine Ausstellung nachgebaut hatten – vielleicht waren es aber sogar die originalen.

Mit Dank und herzlichen Grüßen!

Fabian Soethof“

Zu meiner eigenen Verwunderung erhielt ich Tage später eine Antwort – von Loriots Tochter, der Monate später, im Januar 2025 mit 66 Jahren, verstorbenen Susanne von Bülow persönlich. Sie bedankte sich für meine „sehr ungewöhnliche“ Mail und konnte mir leider auch kaum weiterhelfen. „Es sieht aus wie ein Motiv von Mondrian, aber ob es wirklich der Druck eines Originals oder frei erfunden ist, weiß ich nicht“, schrieb sie und erklärte, dass sie die Requisite leider auch nicht im Archiv habe. Eine Nachfrage bei der Deutschen Kinemathek hielt sie aber für eine gute Idee.

Nachdem ich ebenda mein Anliegen telefonisch schilderte, bat man mich, selbiges nochmal via Mail zu tun. In der sehr leisen Hoffnung, dass sich eine Person finden ließe, die Antworten habe. Mein Anschreiben diesmal lautete in Auszügen:

(…)

„Leider finde ich online bisher keine bestellbaren Nachdrucke oder ähnliches. Für Ihre damalige Loriot-Ausstellung wurde dieses Set nachgebaut (oder waren es gar Originale?). Vielleicht können mir ja die Kolleg’innen, die damals die Ausstellung kuratierten, sagen, ob es sich bei dem Bild um eine exklusive Herstellung für den Dreh handelte, ob dieses Bild für die Ausstellung reproduziert wurde und wenn ja, ob dazu noch eine verfügbare Vorlage existiert. Die Google-Reverse-Suche zum Beispiel hat mir leider nicht geholfen. Vielleicht war es auch eine Auftragsarbeit und die Kolleg*innen wissen, wer der oder die Künstler*in war. Vielleicht existiert das Stück aber ja sogar noch in Ihrem Fundus?“

Und erst jetzt, über ein Jahr später, bemerke ich: Eine Antwort der Deutschen Kinemathek blieb bis heute aus. Ich hätte ja mal nachhaken können, war mit den Gedanken einen Tag später aber offensichtlich längst wieder woanders. Wie auch dieser sehr verspätet veröffentlichte Blogpost beweist. Das Bild hängt nicht schief, es hängt noch immer gar nicht.

Deshalb: Bitte sagen Sie jetzt nichts. Es sei denn, Sie beziehungsweise Ihr haben/habt sachdienliche Hinweise darauf, wo ich besagtes Kunstwerk als Nachdruck doch noch erstehen kann. Damit bitte in die Kommentare (und direkt an mich), damit wir alle etwas davon haben!

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