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Listenwahn: Die 10 Serien des Jahres 2017

Von „Babylon Berlin“ bis „Wermut“: 10 Serien, die 2017 aus den folgenden Gründen sehenswert genug waren, sie bis zum Ende zu bingewatchen.

„Dark“: Ey Jonas, bevor Du in die Höhle gehst: Vergiss den Sports Almanac nicht! (Bild: Netflix)
„Dark“: Ey Jonas, bevor Du in die Höhle gehst: Vergiss den Sports Almanac nicht! (Bild: Netflix)

Auch 2017 habe ich wieder viel Musik gehört, ohne Ende Kinderbücher, Hörspiele und Stress ertragen und wenig Filme gesehen. Neben der fantastischen Carrey/Kaufman-Doku „Jim And Andy“ und dem Drama „Mudbound“ bleiben noch „Moonlight“ und „Manchester By The Sea“ in Erinnerung. Der Rest war, wie schon in den Jahren zuvor, Serien: Zwar haben wir, meine Frau und ich, die neuen Staffeln von einstigen Favoriten wie „House Of Cards“ (unabhängig vom Fall Spacey) und „Love“ nicht weiter verfolgt. Aber es gab da ja noch so viel anderes Gutes. Zum Beispiel das hier:

„Game Of Thrones“, Staffel 7 (HBO)

Die Romanvorlage von George R.R. Martin wurde von den Drehbüchern überholt, korrekte Timelines, Laufwege und Glaubwürdigkeit – wenn man von einem Fantasy-Epos sowas überhaupt erwarten darf – waren in der siebten Staffel von „Game Of Thrones“ damit endgültig Geschichte. Dafür hielt mehr Action denn je Einzug: Daenerys Targaryen verliert einen ihrer Drachen an die White Walker, Westeros und HBO bereiten sich auf den endgültigen Showdown vor. Prognose: Es wird in der finalen achten Staffel noch sehr viele Tote geben – und keine eindeutigen Gewinner.

„Dark“, Staffel 1 (Netflix)

Deutschlands erste Netflix-Serie – und ein unterm Strich sehr gelungener Versuch, „Tatort“-Drögheit gegen US-Mystery und große Twists einzutauschen: In der fiktiven Kleinstadt Winden verschwindet zum wiederholten Mal ein Junge. Sein Vater, Polizist Ulrich, macht sich auf die Suche, landet buchstäblich in der Vergangenheit und findet eventuell gar einen Weg, die Zukunft zu verändern. „Stranger Things“, „Zurück in die Zukunft“ und „Lost“ lassen grüßen, nur die bedeutungsschwangeren Holzhammer-Dialoge sind stellenweise unerträglich.

„Mindhunter“, Staffel 1 (Netflix)

Aus heutiger Sicht unvorstellbar: Das sogenannte „Profiling“ wurde beim FBI erst in den Siebzigern eingeführt. Die halbfiktive und von David Fincher produzierte Serie „Mindhunter“ basiert auf dem gleichnamigen True-Crime-Buch von John E. Douglas und begleitet die Agenten Holden Ford („How do we get ahead of crazy if we don’t know how crazy thinks?”) und Bill Tench dabei, wie sie real existierende Serienmörder wie Edmund Kemper und Jerome Brudos treffen, um ihr Wesen zu verstehen. Eine gute Grundlage für eine spannende und düstere Serie – die Umsetzung bloß hätte noch mehr von beidem vertragen können.

„Better Call Saul“, Staffel 3 (Netflix)

Vince Gilligan lässt die Zuschauer weiterhin daran teilhaben, wie aus dem Anwalt und einstigen Trickbetrüger Jimmy McGill der schmierige, clevere und aus „Breaking Bad“ bekannte Winkeladvokat Saul Goodman wurde. Im Grunde passiert nicht viel – das Gegen- und Miteinander zwischen McGill und seinem elektroscheuen Bruder Chuck, der Ehrgeiz von Jimmys Freundin Kim Wexler, die Abgebrühtheit von Mike Ehrmantraut, der Drogenhandel von Gustavo Fring und nicht zuletzt die aufgebaute Sympathie für Jimmy reichen aber für zehn neue kurzweilige Vergnügen.

„Stranger Things“, Staffel 2 (Netflix)

Mike ist wieder da, das Monster besiegt, Eleven verschwunden – so endete die erste Staffel von „Stranger Things“, einer Mischung aus „Alien“ und „E.T.“, die auch dank ihrer 80er-Referenzen auf der Stelle zur Kultserie avancierte und diesen Status mit der zweiten Staffel festigen kann: In der US-Kleinstadt Hawkins treiben Wissenschaftler, Demogorgons und die Existenz einer Parallelwelt namens Upside Down weiter ihr Unwesen, Eleven, ihre Freunde und ein paar neue Gesichter kämpfen dagegen an. Einzig Folge 7, in der der Cliffhanger aus der ersten Szene der neuen Staffel aufgelöst wird, bleibt im Rückblick nichts als ein ärgerlicher Lückenfüller.

„Gypsy“, Staffel 1 (Netflix)

Naomi Watts spielt eine Therapeutin, die sich, offenbar aus Überdruss ihres eigentlich beneidenswerten Familienlebens, heimlich in das soziale Umfeld ihrer Patienten einmischt und so unter anderem die deutlich jüngere Sidney kennenlernt. Was als Psychothriller angekündigt wurde, entwickelt sich über weite Teile leider zu einer Softerotikfantasie, die man nur aus Voyeurismus weiterschaut: Wer betrügt wann endlich wen – und wann fliegt ihr Doppelleben auf?

„Wermut“, Miniserie (Netflix)

Zwischen Verschwörungstheorie und Enthüllungsstory: Dokumentarfilmer Erol Morris lässt unter Hilfenahme von nachgedrehten Rückblicken Erik Olson die unglaubliche Geschichte seines Vaters Frank Olson erzählen. Der für die CIA arbeitende Biochemiker „stürzte oder fiel“ 1953 aus einem Hotelfenster in New York. Erst 20 Jahre und viele Recherchen seines Sohnes später erklärt die CIA, Frank Olson sei zu Testzwecken LSD verabreicht worden. Erik Olson glaubt ihnen nicht, recherchiert weiter und fördert, wieder 20 Jahre später, eine ganz andere Version zutage.

„Babylon Berlin“, Staffel 1 und 2 (Sky)

Beworben wird „Babylon Berlin“ als teuerste deutsche Serienproduktion aller Zeiten, und das sieht man ihr auch an: Die bisher sechzehnteilige und kulissen- und kostümstarke Serie spielt 1929 in, richtig, Berlin. Es geht um Politik, Polizeiarbeit und Prostitution in der damals wohl spannendsten Stadt der Welt – zehn Jahre nach dem ersten Weltkrieg, vier Jahre vor Hitlers Machtübernahme, Tage vor den als Blutmai bekannten Mai-Unruhen. Unverbrauchter Cast, mal abgesehen von ein paar unglaubwürdigen „Äh, Moment mal“-Szenen gut geschriebener Krimiplot. Nur der vorerst finale und unfreiwillig komische Showdown sieht leider nach dem aus, was er ist: ein mit dem Brecheisen und Special Effects herbeigeführter Versuch, Actionszenen aus US-Produktionen in wirklich nichts nachzustehen.

„Narcos“, Staffel 3 (Netflix)

Die ersten zwei Staffeln erzählten vom Leben und Sterben des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar und damit eine auf realen Ereignissen basierende Geschichte von Korruption, Mord, Kartellen und Kokainhandel. Mit Escobars Tod hätte auch „Narcos“ enden können. Die dritte Staffel „Narcos“ funktionierte trotzdem hervorragend – weil mit Escobar eben nicht der Drogenhandel dahinging, sondern ein anderes, von zwei Brüdern angeführtes Kartell die Marktherrschaft übernahm.

„Tote Mädchen lügen nicht“, Staffel 1 (Netflix)

Das Thema „Bullying“ war wegen dieser Serie gerade in den USA, den dortigen Medien und unter Teenagern wieder ein öffentliches Thema geworden: „13 Reasons Why“ (deutscher Titel: „Tote Mädchen lügen nicht“, basierend auf einem gleichnamigen Roman) erzählt ein Mädchen namens Hannah Baker auf posthum in Umlauf gebrachten Kassetten, welche Gründe (um nicht zu sagen: Mitschüler und Lehrer) sie in den Selbstmord trieben. Die Serie wurde ein großer Erfolg für Netflix und stand gleichzeitig unter enormer Kritik. Der Vorwurf: „13 Reasons Why“ verharmlose oder glorifiziere gar Suizid. Eine zweite Staffel wurde bereits angekündigt.

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