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„Wir bauen kein Fernsehen nach“

Aus der zitty-Serie „Berliner Internet-Start-ups“, Folge 9: Wie Tweek Fernsehen wieder zum Erlebnis machen will

Die Gründer von Tweek.tv: Koerbitz, Hartl, Düe (v.l.)

Das Fernsehen hat Marcel Düe irgendwann nur noch gelangweilt. Seit ein paar Jahren, seit der rasenden Verbreitung von Breitbandinternet, Social Media und Tablet-Computern, frustriert es ihn, sich nach der Arbeit in der einzigen Hoffnung auf die Couch zu knallen und die Glotze anzuschalten, irgendein Programm zu finden, das ihm gefällt. Wäre doch toll, dachte Düe, wenn Fernsehen wieder ein Erlebnis werden würde. Wenn er als Zuschauer das „Was“, „Wann“ und „Wo“ selber so bestimmen und sich Tipps von Freunden holen könnte, wie es Anbieter wie Spotify und Last.fm für das Radio längst vorgemacht hatten. Fertig war die Geschäftsidee, aufgrund derer Düe gemeinsam mit Klaus Hartl und Sven Koerbitz vor rund einem Jahr Tweek gründete.

Tweek.tv will kein eigener Online-Sender werden. „Wir bauen kein Fernsehen nach, wir verhandeln keine eigenen Lizenzen“, sagt der 31-jährige Düe heute im Tweek-Quartier, einem verglasten Erdgeschoss-Büroraum in einem Hinterhof in der Münzstraße in Mitte. Das heißt konkret: Tweek.tv hostet keine eigenen Inhalte, es bündelt das Angebot der kostenpflichtigen Video-On-Demand-Anbieter iTunes, Amazon VoD, Netflix, Lovefilm, Crackle und Vudu unter einem Dach und verrät, welche Filme meinen Freunden gefallen – der Login funktioniert ausschließlich über den eigenen Facebook-Account. So sieht der Nutzer auf Tweek.tv zwar, welche seiner digitalen Bekanntschaften „The Big Lebowski“ mögen oder „Dr. House“ gesehen haben und erfährt, wo er sich diese Empfehlungen zu welchem Preis anschauen kann. Beliebte US-amerikanische Serien etwa werden aber vor ihrer deutschen Erstausstrahlung auch bei Tweek nicht zu finden sein. Düe, der seit zehn Jahren in der Berliner Internetbranche, zuletzt als Plattformmanager bei einem Mobilfunkunternehmen, arbeitet, ist dennoch optimistisch: „Ich lehne mich zurück und entdecke für mich spannende Inhalte – zusammengestellt von Kuratoren, deren Interessen und Geschmack ich teile. Das können Freunde, Celebrities oder andere interessante Menschen sein“, so sein Szenario.

Tweek.tv befindet sich noch in der geschlossenen Beta-Phase und wird vorerst nur auf dem iPad funktionieren, ein Launchtermin steht noch nicht fest. Auch andere Anbieter machen sich in ihren Sparten auf, Fernsehen einem veränderten Nutzerverhalten anzupassen, tape.tv oder TunedIn, zum Beispiel. Grund zur Eile sieht Düe nicht und versucht, den Erfolg realistisch einzuschätzen: „Fernsehen ist stark habitualisiert. Das wird noch dauern, bis wir oder irgendwer den Service hin bekommt, der so richtig cool ist. Das ist aktuell noch kein Rennen gegen die Zeit.“

(erschienen in: zitty, 5/2012, S. 63)

Update: Tweek.tv launchte seine iPad-App am 19. März 2012

„Wir wollen der Lonely Planet 2.0 werden“

Aus der zitty-Serie „Berliner Internet-Start-ups“, Folge 7: Wie Gidsy ein virtueller Marktplatz für Aktivitäten werden will

Edial Dekker mag Pilze. Das ist noch keine Geschäftsidee, aber die Suche nach Experten, die ihm zeigen, wo er in seiner neuen Wahlheimat mehr über seine Lieblingszutat erfährt und findet, ließ dem gelernten Koch keine Ruhe. Seit zweieinhalb Jahren lebt der 27-jährige Niederländer in Berlin, gründete dort mit seinem Bruder Floris das Designstudio „Your Neighbours“ und arbeitete unter anderem für Kunden wie Etsy.com. So einen Kunst- und Handwerks-Marktplatz müsste es doch auch für Spezialisten geben, die ihre Ortskenntnisse und Fähigkeiten mit Suchenden teilen möchten, dachte Dekker also im Sommer 2011. Ein paar Wochen später waren seine bisherigen Kunden aufgegeben, Gidsy.com gemeinsam mit seinem Bruder und dem Österreicher Philipp Wassibauer gegründet und Investoren gefunden, im November ging die Seite online.

Gidsy
Dekker, Dekker, Wassibauer: So sehen sie aus, die Gründer von Gidsy.com

Das Modell hinter Gidsy ist einfach: Orts- und Fachkundige bieten in Führungen oder Workshops ihre Kenntnisse und ihr Können an und setzen Teilnehmerzahl und Preis selber fest. Für fünf Euro zum Beispiel führt Igor S. Berlin-Interessierte durch Coffeeshops und die Geschichte des Kaffees, für 30 Euro gibt Mira O’Brien einen dreistündigen Zeichenkurs; Teilnehmer können im Nachhinein transparent bewerten und kommentieren, wie es ihnen gefallen hat. Für jede Buchung kassiert Gidsy eine zehnprozentige Vermittlungsgebühr. Dass die Leute sich über Gidsy finden, dann aber privat verabreden, kann Dekker nicht ausschließen, baut aber auf den Community-Charakter. Mitmachen und anbieten kann erstmal jeder, der eine real existierende Person und keine Firma ist: „Wir checken nicht alle Angebote gegen, das soll wie Youtube funktionieren“, hofft Dekker.

An Gidsy.com arbeiten in einem versteckten Dachgeschoss-Fabrikloft am Kottbusser Tor zurzeit sechs Mitarbeiter. Ende Januar werden es schon zehn sein, schließlich soll Berlin nur der Anfang gewesen sein. Lokalisierungen für Amsterdam und New York gibt es bereits, San Francisco, London und eine deutschsprachige Version folgen – und dank Facebook, Twitter und Co. soll Gidsy schnell zum Selbstläufer werden: „Wir wollen der Lonely Planet 2.0 werden“, sagt Dekker über seinen Marktplatz für Aktivitäten. Er selbst habe darüber schon Kochkurse angeboten und in seiner eigenen Küche neue Freunde und Rezepte gefunden, sagt er. Und sogar einen regionalen Pilzexperten.

(erschienen in: zitty 2/2012, S. 58)

Tee wie Teenager

Blubbert so bunt: Warum Bubble Tea das neue Kultgetränk unter Berliner Jugendlichen ist

Klassiker, aber kein Renner: Tapioka-Perlen für den Bubble Tea

Samstagmittag, Marburger Straße, Ecke Ku‘damm. Ein paar Mädchen stehen auf dem Bürgersteig vor einem Teeladen, mit Handys und Bechern in der Hand. Sie kichern. Und schlürfen. Die eine erzählt ihrer Freundin aufgeregt, sie habe ihm gerade eine SMS geschickt, dass sie wieder hier seien, „aah, er antwortet!“, kreischt sie auf und kichert weiter. Auch Vico und Anton aus Lichtenrade treffen sich hier. Shoppen, bummeln, Leute treffen. Zum Ku‘damm kommen die 13-jährigen Schüler schon länger, aber der Treffpunkt ist ein neuer: „BoboQ“, Berlins erster Bubble Tea Shop. Freunde haben ihnen vor ein paar Wochen davon erzählt. Vicco und Anton, bis dahin keine großen Teetrinker, probierten es aus, fanden es „für Tee extrem lecker“ und sind seit einem Monat jeden Samstag in dem Laden, der mit seinen quietschorangenen Couches und der weißen Theke wie eine Cocktailbar aussieht. Erfrischend findet Vico seinen kalten Mango Green Tea, den bestellt er immer, nur die platzenden Kugeln, die sogenannten Poppings, davon probiert er immer neue. Anton mag es umgekehrt und am liebsten mit Lychee. Warum sie hierher kommen? In Lichtenrade gibt es keinen Bubble Tea. Noch nicht.

„BoboQ“ ist laut eigener Aussage Berlins erster Bubble Tea Shop von mittlerweile über 20. Im Februar 2010 eröffnete Ming Lai den Laden, Idee und Rezept brachte er aus Taiwan mit. Dort wurde Bubble Tea in den Achtzigern erfunden. Damit die Kinder mehr Tee tranken, versetzten die Erwachsenen ihn mit Tapiokakugeln. Die werden aus der Mehlstärke der Maniokwurzel, einer Art Kartoffel des Ostens, gewonnen, mit Ahornsirup oder Karamell gekocht, schmecken süß und glitschig und sind deshalb ein Erlebnis. Zum US-Exportschlager wurde der Tee in den Neunzigern, als statt der geschmacksarmen Tapiokakugeln auch „popping bobas“ gereicht wurden, saftgefüllte Kugeln mit verschiedenen Geschmäckern, die im Mund platzen. Auch der schwarze oder grüne Tee kann mit Fruchtsäften variiert und statt mit Kugeln mit Kokosnussfleischstücken getrunken werden. In der Marburger Straße gehen täglich ungefähr 800 Becher des „Fun-Drinks aus Fernost“ (Selbstbeschreibung) über die Theke. „BoboQ“ hat innerhalb des letzten Jahres 13 Filialen in Berlin und neun weitere in anderen deutschen Städten eröffnet, weiter sollen folgen. Die Konkurrenz ließ nicht lange auf sich warten: „Babbel T“ oder „Buddha Bubble Tea“ heißen die Läden in Prenzlauer Berg und Charlottenburg, in der Rosenthaler Straße in Mitte macht im Oktober der Flagship Store von „Come Buy Bubble Tea“ auf, eine der größten Ketten Taiwans.

Warum der Trend über 20 Jahre brauchte, um Deutschland zu erreichen, weiß keiner. Auch nicht Tarkan Beyhaz. Aber er freut sich, noch einer der ersten zu sein, der das Geschäft mit Bubble Tea entdeckt hat. „Schneidest Du denn wenigstens noch gegenüber, Tarkan?“, fragt ihn ein ehemaliger Stammkunde, Beyhaz entschuldigt sich. 15 Jahre lang war er Friseur, hatte den Laden seines Vaters in der Oranienstraße in Kreuzberg übernommen. Bis er vor ein paar Monaten keinen Bock mehr auf Haare schneiden hatte. Aus dem Friseurgeschäft hat Beyhaz „Bubble O“ gemacht und verkauft dort seit Juni dieses Jahres Frozen Yoghurt und Bubble Tea. Die Zutaten bezieht er wie „BoboQ“ von Possmei, dem größten taiwanesischen Lieferanten, dessen deutscher Vertrieb auch von den „BoboQ“-Gründern geschmissen wird. Kinder sieht Beyhaz aber nicht als die Hauptzielgruppe. „Bubble Tea ist ein Lifestyle-Getränk für körperbewusste Menschen“, findet der 35-Jährige, Tee sei schließlich gesund, und in allen anderen Zutaten sei kaum Chemie drin. Nur Fructose, essbare Farbstoffe und pflanzliche Gelatine, wie er auch seinen muslimischen Kunden immer wieder erklärt. „Das ist wie Molekularküche“, sagt Beyhaz. Die Topseller hier sind Yoghurt mit Erdbeer und Passionsfrucht mit grünem Tee, sagen seine Angestellten.

War mal ein Friseursalon: "Bubble O" in der Kreuzberger Oranienstraße

Auch bei „BoboQ“ in der Marburger Straße gehen nicht nur Kids ein und aus. Marcel, Nadine und drei ihrer Freunde kommen aus Bonn, kannten von dort und aus dem Fernsehen schon Bubble Tea und suchten jetzt gezielt nach einem Laden während ihres Hauptstadtbesuchs. „Schmeckt wie Cocktails ohne Alkohol“, finden die 25-Jährigen, „mit Schuss, das würde boomen!“. Kalle und Malin aus Stockholm sind mit ihrer fünfmonatigen Tochter auf dem Weg zum KaDeWe zufällig vorbeigeschlendert. Von Bubble Tea hatten sie noch nie gehört, auf dieses Experiment ließen sie sich ein, so was hätten sie schließlich in ganz Schweden noch nicht gesehen. Sie probieren Peach Tea. Schmeckt das? „Gibt einen Energieschub und fühlt sich gesund an“, findet Kalle.

Am gesündesten ist wahrscheinlich noch die ungesüßteste und vergleichsweise geschmacksneutrale Variante mit Tapioka und Milchtee. Aber die mögen in Berlin bisher noch die Wenigsten, auch Vico und Anton nicht. Die anhaltende Beliebtheit des Bubble Teas kann das aber kaum bremsen, „BoboQ“ beschäftigt sogar einen Sicherheitsmitarbeiter, der vor dem Laden Wache schiebt. Grund: In Kombination mit den dicken Strohhalmen eignen sich die Poppings zum Ärgernis der Nachbarn auch ganz wunderbar als Spuckgeschosse.

(erschienen in: zitty, Oktober 2011)

„Es wäre besser gewesen, wenn ich einfach gar nicht geredet hätte“

The Smashing Pumpkins-Frontmann Billy Corgan im Interview über Wrestling, sein eigenes Ego und verlogene Musikerkollegen

Samstagabend vor Halloween, 19 Uhr in Berlin, 9 Uhr morgens in Los Angeles. Von dort aus ruft Billy Corgan persönlich an (!), um die anstehende Tour seiner Smashing Pumpkins, einer der größten Rockbands der neunziger Jahre, die heute nur noch aus Corgan und vier (ziemlich guten) Aushilfsmusikern besteht, zu bewerben – zumindest muss man dies als Anlass glauben, wenn man weiß, dass Corgan auf seinen letzten Deutschlandbesuchen noch außer ein Fernsehteam kaum Journalisten an sich heran ließ* und ich im Erstauftrag eines Stadtmagazins agierte. Aber man muss ja nicht gleich über Musik sprechen. Uncut-Protokoll eines Telefonats.

Billy, zuhause in Chicago haben Sie mit zwei Partnern eine Wrestlingfirma gegründet! Ist „Resistance Pro“ eine Talentschmiede oder haben Sie schon echte Stars unter Vertrag?

Oh ja! Es ist das, was wir Independent Wrestling Promotion nennen. Wir haben Leute aus den Topklassen, aus der WWE, die jetzt unabhängig arbeiten. Es ist der Alternative- und Punkrock-Szene sehr ähnlich: Wir haben viele junge Untergrundtalente, aber auch ältere bekannte Namen, die für die WWE gearbeitet haben. Einer unserer zentralen Typen ist Harry Smith, der war sechs Jahre bei der WWE.

Und mit all diesen Wrestlern organisieren Sie Kämpfe. Nur in Chicago? Oder gehen Sie auch auf US-Tour?

Wir würden gerne auf US-Tour gehen, aber nur, wenn wir TV-Plätze bekommen. Daran arbeiten wir noch.

In einem Fernsehinterview auf FOX sagten Sie: „Wir versuchen, die glorreichen Tage zurück zu bringen“. Sie meinten die des Wrestlings, oder?

(Pause) Wollen Sie wirklich, dass ich darauf eingehe?

Entschuldigung, aber wir reden doch von dem Show-Wrestling, in dem Stars wie Hulk Hogan, der Undertaker und Konsorten in den Neunzigern bekannt wurden?

Schon, in der Independent-Szene sehen Sie aber eine andere Version davon. Die ist nicht ganz so wie die große Show.

Was fasziniert Sie daran? Sie sagen es ja selbst: Das ist doch alles nur Show.

Ich mag die Psychologie dahinter, ich mag die griechische Tragödie des Ganzen. Die großen Themen im Wrestling sind Betrug, Freundschaft, Loyalität, das fasziniert mich. Im Grunde reflektiert Wrestling das Drama und die Psychologie unseres Lebens, und das interessiert mich.

Auf YouTube kann man sich Videos ansehen, in denen Sie den Kämpfern Tipps geben. Einmal sagen Sie Ihnen: „Es ist so, wie ich es damals schon meiner Band sagte: In dem Moment, in dem du Erfolg hast, wenden sich die Leute von dir ab.“ Wie meinten Sie das?

In jedem Bereich der Kultur gibt es ein übergreifendes Schema, egal ob es Malerei, Videokunst oder sonst was ist. Wenn du auf einem Independentlevel als Künstler erfolgreich bist und dich dann dem Mainstream öffnest, wendet sich die Kunstmeute von dir ab. Sie halten dich für nicht mehr pur genug, weil du ein breiteres Publikum erreichen willst. Das Problem findest du in der Musik, im Wrestling, in jeder Art von Kultur gibt es diese Gruppen, die denken, das alles rein bleiben muss und falls es das nicht ist, ist es nicht wichtig.

Sie schreiben auch Storylines für Kämpfe und Karrieren der Wrestler.

Ich bin verantwortlich für die Storylines unserer Wrestling Promotion, ja. Was die Karrieren angeht, da können wir bestenfalls etwas Sicherheit anbieten.

Mit Poesie, wie Sie sie seit 2004 immer wieder veröffentlichen, hat das nicht viel zu tun. Oder?

Kreativität ist Kreativität. Ich mag es genauso, mit den Wrestlern an ihren Charakteren und ihren Storylines zu arbeiten, wie ich mit meiner Band an neuen Songs arbeite. Für mich ist das die gleiche Art von Leidenschaft. Der Leidenschaft, kreativ zu sein.

Zu Schulzeiten waren Sie selbst ein Sportler und Baseball-Fan. Sind Sie jemals selbst in den Ring gestiegen?

Ja, in den späten Neunzigern und 2000 habe ich etwas Zeugs im Wrestling-Ring gemacht, ja.

Ach, etwa mit Kerlen wie Basketball-Star Dennis Rodman? Der stieg ja zur gleichen Zeit in den Ring!

(lacht) Ich war auf einem kleinen Level, er war auf einem großen Level!

Er ist ja auch größer als Sie. Wären Sie heute noch ein Catcher und würden Ihr eigenes Drehbuch schreiben, wären Sie ein good guy oder ein bad guy?

Bad Guy!

Warum?

Weil das mehr Spaß machen würde.

Weil Sie keine Rücksicht nehmen müssten?

Manchmal, wenn du auf der Bühne stehst, sagst du Dinge, die du nicht sagen solltest. Es würde Spaß machen, all diese Dinge sagen zu dürfen. Wie ein Kind in der Schulklasse, das all das sagt, was es eigentlich nicht darf. Um mehr ginge es mir gar nicht.

Einige Ihrer Wrestler oder die Nachwuchskids haben möglicherweise noch nie von Ihrer Band gehört. Erklären Sie denen, dass vor ihnen der Frontmann einer der größten Rockbands der Neunziger steht?

Nein, das ist mir nicht wichtig.

Ihnen nicht, aber finden die es nicht cool, von Billy Corgan unterstützt zu werden?

Das weiß ich nicht, ich kann nicht für sie sprechen. Mir bedeutet das aber nichts. Ich gehe auch nicht in ein Restaurant und sage „Ich bin Billy Corgan von den Smashing Pumpkins, geben Sie mir einen guten Tisch“. Ich habe verschiedene Leben. Musik ist ein Leben, Wrestling ein anderes, mein persönliches Leben ist wieder ein anderes.

Und wenn Sie ein Wrestlingkid fragen würde, was Sie so für Musik machen, weil es von den Smashing Pumpkins noch nie gehört hat?

Ich würde gar nicht erst darüber reden.

Sie könnten ihm ein Album in die Hand drücken.

Nein, ich würde das Thema gar nicht erst anschneiden. Es ist mir nicht wichtig.

Als Wrestler braucht man ein großes Ego, muss stark sein, wissen, wer man ist. Können Rockstars von denen lernen oder umgekehrt?

Eigentlich sind die meisten Wrestler, die ich kenne, sehr bescheiden, nette und unkomplizierte Zeitgenossen. Im Wrestling habe ich noch nicht viele große Egos gefunden. In der Musik habe ich sehr viel größere Egos ausmachen können.

Deren Namen Sie natürlich nicht nennen möchten nach all den Jahren.

Hahahaha! Ich denke, die haben ihre Namen längst selbst genannt.

Rückblickend: Hat Ihr Ego Ihnen geschadet oder geholfen? Wären die Smashing Pumpkins heute eine andere Band, wenn Sie Dinge anders gemacht hätten als Sie es taten?

Yeah, ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn ich einfach gar nicht geredet hätte.

Aber das taten Sie.

Nun, ja, Sie fragten mich danach, was ich tun würde, könnte ich es noch mal tun. Und wenn ich das alles noch mal tun müsste, ich würde einfach ruhig sein.

Klappe halten und Musik machen, sozusagen.

Ja, ich denke, ich hätte meine Energie besser in die Musik investieren können. Und das feige Gebrabbel den Politikern überlassen.

Denken Sie gerade an eine konkrete Situation, in der Sie lieber nichts gesagt hätten und es heute bereuen?

Hahahaaaaaaa… (müder werdendes Lächeln, das sagt: Ich sag dir gar nichts….)

via BillyCorgan.jp


Na, zum Beispiel die Anzeige, die Sie 2005 in der Chicago Tribune und der Chicago Sun-Times schalteten und darin sagten, dass Sie Ihre Band zurück wollen. Bereuen Sie das auch oder würden Sie es wieder tun?

Das würde ich wieder tun. Ich habe kein Problem damit, was ich dort gesagt habe. Ich finde, das war doch ziemlich ehrlich und aufrichtig.

Sie sagten in einem jüngeren Interview, dass die Zukunft der Smashing Pumpkins maßgeblich von der Akzeptanz des Online-Albums „Teargarden by Kaleidyscope“ and seinem Nachfolger „Oceania“ abhängt.

Nein, das haben Sie falsch verstanden.

Wie war es dann gemeint?

Wir leben heute in einer anderen Welt, wegen Facebook, wegen Twitter, wegen all der Sozialen Medien. Die Wahrnehmung der Leute ändert sich viel schneller als früher. Die Werte einer Karriere, eines Stücks Arbeit, einer Musik, eines Song, sie werden seichter. Was am Ende passiert: du verwendest mehr Zeit auf die ständige Wahrnehmung als auf die Musik selbst. Da kommt der Punkt, an dem du als Musiker in einer modernen Welt nachdenken musst: Wenn das Publikum nicht annimmt, was du tust, dann solltest du vermutlich etwas anderes tun. Das heißt nicht, dass du mit der Musik aufhören sollst, aber du solltest das Publikum nicht mehr in diese eine bestimmte Richtung drängen. Das wollte ich damit sagen. Es ist aus dem Zusammenhang gerissen und künstlich aufgeblasen worden. Als ob ich da sitzen und darauf warten würde, dass mir das Publikum sagt, ob ich gut bin oder nicht. So gesehen höre ich nicht darauf, was das Publikum sagt. Wenn ich aber immer noch versuche, CDs und Alben zu veröffentlichen, das Publikum aber immer wieder sagt, dass es das nicht interessiert, dann sollte eine Band nicht weiter ihre Energie darauf verschwenden, Alben und CDs zu machen. Sie sollte ihre Energie für zum Beispiel eine DVD, Filme oder irgendeine andere Form der Kreativität aufwenden. Das Publikum sollte aber niemals diktieren, was der Künstler tut, weil das Publikum immer die falsche Wahl treffen wird.

Sie verdienen keinen Cent damit, Ihre Songs gratis online zu veröffentlichen, oder?

Nein, null.

Sie müssen also Touren, DVDs produzieren, eine neue Form der Vermarktung finden. Stephen Malkmus sagte neulich, man könne grundsätzlich jedes Album vergessen, das eine Band nach ihrer Reunion herausbringt, weil sie nie mehr so gut wie früher klängen. Hat er recht?

Er sagt das, weil seine Band nicht imstande ist, neue Musik zu machen.

Er macht jetzt andere Musik mit The Jicks.

Ja, aber die will sich doch auch keiner anhören.

Verglichen mit den Verkaufszahlen, die Sie mal hatten, stimmt das wahrscheinlich sogar.

Verglichen mit mir in diesem Moment!

Ist das so? Ich kenne Ihre Download- und Verkaufszahlen nicht. Naja, jedenfalls…

Lassen Sie mich diese Frage beantworten, bitte.

Gerne.

Er ist der Typ von Musiker, der sich eine eigene Philosophie ausdenken muss, um sein eigenes Handeln zu rechtfertigen. Was er macht: Er negiert, was andere Leute tun, um seine Geschichte sinnvoller dastehen zu lassen. Er hat seine Band nur deshalb wieder zusammengebracht, um Kohle zu machen. Also muss er sich eine Geschichte ausdenken, damit es so aussieht, als wäre es cool, was er macht. Was er macht, ist nicht cool. Deine Band zusammenzubringen um alte Songs zu spielen und Geld zu machen ist nicht cool. Aber anstatt das zu sagen und es zuzugeben und ehrlich zu sein, denkt er sich eine Geschichte aus und macht damit andere Leute runter. Das macht mich verrückt, er ist ein Lügner.

Er hat keine Namen genannt.

Er hätte sagen sollen, dass er seine Band wieder am Start hat, um Geld zu machen. Ich hätte Respekt für einen Künstler, wenn er die Wahrheit sagen würde. Aber stattdessen denkt er sich eine Geschichte aus um Journalisten und Fans vorzugaukeln, er hätte Integrität. Er hat keine Integrität. Wenn er die hätte, hätte er seine Band nicht wieder zusammengetrommelt um Shows zu spielen um Geld zu machen.


The Smashing Pumpkins – Bullet with Butterfly… von EMI_Music

Wenn Sie das so sagen, schließt sich zwingend die Frage an, warum Sie die Smashing Pumpkins reanimierten. Über die damaligen Gründe haben wir gesprochen. Aber heute geht es auch darum, Geld zu verdienen, oder etwa nicht?

Ehm, warum würde ich dann meine Musik umsonst hergeben?

Weil sie Sie dann auf Tour gehen lassen. Nicht, dass eine Band Ihrer Größenordnung solche Argumente bräuchte. Aber sie schaden bestimmt auch nicht.

Ich möchte nicht versuchen, mich mit Ihnen zu streiten. Als Musiker mache ich das, was ich immer schon tat: Ich bringe Musik raus und spiele Shows. Vertrauen Sie mir: Wenn die Musik gut ist, kommen die Leute. Wenn sie nicht gut ist, kommen sie nicht. Es ist nicht so einfach zu sagen: „Hey, ich will Kohle machen“. Glauben Sie mir, wenn ich Kohle machen wollte, könnte ich hier in Hollywood bleiben und Filme machen, oder Werbung. Wer im Rock’n’Roll-Business arbeitet, der weiß: Da ist nicht viel Kohle. Mir ist egal, was andere sagen, es gibt einfach kaum Geld im Moment. Die Menschen sind pleite, die Wirtschaften der Welt stehen übel da, schauen Sie nur nach Griechenland und all diesen Orten. Es ist gerade eine schwierige Zeit für die Menschen. Es geht also nicht um’s Geld, es geht um die Musik. Und wenn du gut in dem bist, was du tust, dann solltest du dein Geld damit verdienen. Wenn es dir aber nur um Kohle geht, dann bist du kein Musiker. Dann bist du ein Gebrauchtwagenhändler. Ich bin kein Gebrauchtwagenhändler, ich bin ein Musiker.

Dieser Tage erscheinen die Re-Issues ihren ersten beiden Alben „Gish“ und „Siamese Dream“.  War das Ihre Idee oder die des Labels?

(in einem Tonfall, der fragen ließ, was die Frage soll) Es war meine Idee?!

Wer soll die kaufen, alte Fans von früher oder Kids, die vorher von den Smashing Pumpkins noch nie etwas gehört haben?

Alle Neuauflagen sind dazu da, mit der Musik ein neues Publikum zu erreichen.

Ich frage mich nur, wie die damalige Rockmusik wohl heute bei den Kids ankommt, ich bin ja keines mehr.

Ich bin auch kein Kid mehr!

Stimmt. Während der Auszeit der Smashing Pumpkins haben Sie andere Bands gegründet, Poesie geschrieben, jetzt sind sie ins Wrestlinggeschäft eingestiegen. Was kommt nach den Pumpkins? Werden Sie vielleicht Geschäftsmann? Schriftsteller? Gründen Sie eine Familie?

Tatsächlich schreibe ich gerade ein Buch über mein Leben. Das sollte also nächstes Jahr herauskommen. Ich spreche auch mit Leuten darüber, ein Broadway-Musical zu schreiben.

Ach. Sie schreiben aber nicht schon heimlich daran?

Nein. Diese Welt bewegt sich sehr langsam und braucht eine Menge Zeit. Das können Sie sich vielleicht vorstellen, wegen der Kosten und wegen der vielen Leute, die involviert sind. Das ist nicht wie ein Album, wo du sagst: „Okay, lass uns ein Album machen“, und schon gehst du ins Studio.  Broadway-Musicals brauchen bestimmt drei Jahre.

Und über Familie möchten Sie lieber nicht sprechen?

Oh, doch, das macht mir nichts. Ich möchte mal Familie haben. Ja, doch, das wäre toll.

Mit Ihrer Freundin Jessica Origliasso, wenn sie denn noch Ihre Freundin ist? Sie müssen mir das natürlich nicht verraten.

Hahahaaa! (Lacht lauter auf)

Immerhin sagt das Ihre Wikipedia-Seite, Sie sollte also ein gesteigertes Interesse an der Auflösung der Frage haben, ob es stimmt oder nicht!

Und wenn Wikipedia das sagt, muss es stimmen, nicht wahr?

Oh ja, es muss stimmen, zumal dort Twitter und einer Ihrer Tweets zitiert wird!

Ja, das stimmt, alles im Internet ist die Wahrheit!

Ja, all die Katzeninhalte und alles andere auch. Letzte Frage: Jetzt wo Sie wieder auf Tour kommen, auch nach Deutschland und Berlin: Dürfen wir außer neuer und hoffentlich alter Songs auch wieder Uli Jon Roth oder andere Mitglieder der Scorpions oder sonst welche Gäste auf der Bühne erwarten?

Nein, niemanden. Nur zwei Stunden puren Rock’n’Roll.

Puren Rock’n’Roll, mit alten und neuen Songs und mit all dem, was da noch so kommen mag?!

Yes, sir!

Billy, vielen Dank für Ihre Zeit. Alles Gute heute in L.A. und bei allem, was da noch so kommen mag.

Danke, Ihnen auch, Bye bye.

*Die Tour wurde in der Zwischenzeit, offiziell wegen „internationaler Verpflichtungen“, auf ein einziges Deutschlandkonzert in Berlin am 23.11. verkürzt

(gekürzt erschienen bei: Teleschau, 16. November 2011)

„Der Browser ist die wichtigste App die wir haben“

Sascha Pallenberg über seinen Beruf als Blogger, die Erfolgsaussichten einer deutschen WIRED und die Gegenwart und Zukunft der Printbranche. Das Gespräch führten wir Anfang August anlässlich des heutigen Deutschlandstarts des WIRED-Magazins für die Berliner zitty.

Sascha, Du bist Tech-Blogger. Ein Nerdthema, sagen viele. Stimmt das?

Sascha Pallenberg: Ich sehe es nicht als negativ an, eine Nische zu besetzen. Wenn du dich darin vernünftig positionierst, kannst du sehr erfolgreich sein. Der Großteil unserer Mainstreammedien beackert den Massenmarkt. Wir fokussieren uns auf einen immer noch großen Markt, nämlich auf alles was man nutzen kann um mobil ins Internet zu kommen. Ob man das noch nerdig nennen mag? Mittlerweile leben wir in einer Zeit, wo Geeks und Nerds cool sind und nicht mehr die verpickelten Käsegesichter, die den ganzen Tag im Keller vor ihrem Rechner hocken und sonst nichts im Leben auf die Reihe bekommen.

Du arbeitest in Taipeh und sagst über Dich und Deine Blogs, mittlerweile selbst Quelle für News zu sein. Was waren früher, bevor es Blogs gab, Deine Quellen?

Im Internet waren US-amerikanische Seiten meine wichtigsten Quellen.  Meine erste Computerzeitschrift, die ich 1982 gekauft habe, war die Byte, die gerade online gerelauncht wurde. Das war ein riesiger Zwei-Kilo-Schinken, den man am Bahnhof kaufen konnte. In Deutschland war es ganz klar die c’t. Es gibt wenige IT-Magazine weltweit, die einen ähnlichen Qualitätsstandard halten wie die c’t.

Woran bemerkst Du das?

Sie sind professionell, es ist kein boulevardesker Journalismus, wie ihn Chip oder Computer Bild oder PC Welt machen, die uns im Turnus von drei Monaten mit Titelblättern namens „Die 100 besten Downloadadressen“ oder „So tunen Sie Ihren Windows-PC richtig“ kommen. Die c’t hingegen hat sich über 30 Jahre ihre Leserschaft selbst erzogen. Du wirst mit der Terminologie und ihrem sehr technischen Anspruch vor den Kopf gehauen. Aber es bewirkt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Wenn ich auf meinem Blog mit Begriffen um mich schmeiße, gehe ich davon aus, dass die Leute auch eine Google-Suche anwerfen können. Man muss nicht alles erklären.

Das sagte auch schon Jeff Jarvis: „Do what you do best, and link to the rest.“

Genau. Dazu noch eine Anekdote: Mit einer amerikanischen Kollegin bin ich mal in ein deutsches Kiosk rein. Sie sah die deutsche IT-Magazin-Landschaft und fragte erstaunt, was denn hier los sei. Der Wettbewerb auf dem deutschen Markt ist unvergleichlich. Du kriegst hier deutlich mehr deutsche IT-Magazine als zum Beispiel us-amerikanische, und der Markt dort ist viereinhalb mal so groß. Die krebsen hier alle zwischen gut und böse rum.

Sascha Pallenberg

Du plädierst also für weniger Alleskönner und mehr Spezialisten?

Die Besetzung der Nischen ist wichtig. Absolute Fachmagazine können, wenn sie entsprechend mit ihrer Infrastruktur haushalten, sehr profitabel arbeiten. Magazine wie Chip, PC Welt und wie sie alle heißen werden sich nicht ewig über Wasser halten können. Darin ist alles so austauschbar. Wir haben ein Überangebot von ihnen in Deutschland. Die kämpfen um den letzten Leser. Ihre so genannten News sind Sachen, die aus dem Netz zusammenaggregiert und dann durch die Druckmaschinen gehauen werden. Die Leute, die sowieso IT-affin sind, haben alle einen Rechner, und ich gehe davon aus, dass auch 99,9 Prozent davon einen Internetanschluss haben.

Auf diesen Markt tritt nun WIRED. Ist das nötig?

Dazu zwei Sachen: Ich liebe die WIRED und kenne viel Leute von der us- und Onlineausgabe. Die WIRED ist ein sehr wichtiges globales Medium, um Trends im Netz, aber auch Hardwaretrends einzufangen. Ich will nicht unbedingt Lifestyle für Geeks sagen, aber sie hat viel dafür getan, dass dieses Geeksein eine Art von Lifestyle ist und nicht mehr etwas, für das man sich schämen muss. Und dafür, dass Technologie cool ist und es interessant ist sich damit zu beschäftigen. Das kann die WIRED sich auf die Fahnen schreiben. Funktioniert das in Deutschland? (zögert) Ich kann es mir so nicht vorstellen. Die haben gute Leute in der Redaktion, die sich mit dem Medium Netz sehr gut auskennen, die wunderbar schreiben können, die sich mit der Diskussionskultur im Netz über Jahre auseinandergesetzt haben und in Deutschland zum Teil auch mitbestimmt haben für ihre spezielle Nische. Die Frage aber ist: Wer ist das Zielpublikum, und ist dieses Publikum in irgendeiner Art und Weise noch printaffin? Da sage ich ganz klar nein, zumal der Chefredakteur mit Thomas Knüwer einer ist, der seit Jahren kräftig gegen printmediale Publikationen schießt und sagt, das sei sowas von gestern. Und jetzt wird er auf einmal Chefredakteur eines Printmagazins.

Leitender Entwicklungsredakteur.

Ich mag ihn wirklich gerne, er ist eigentlich der ideale Chefredakteur für eine deutsche Ausgabe von WIRED. Muss ich aber deswegen davon ausgehen, dass es ein Erfolg wird? Absolut nicht. Ich glaube, dass sie ein bisschen zu blauäugig sind, um für die WIRED in Deutschland einen Markt zu sehen. Das Zielpublikum was sie erreichen wollen ist online und liest online. Ich wüsste nicht, wie sich die eine WIRED derart von anderen Magazinen und Onlineangeboten absetzen kann, so dass ich sage: Die kauf ich jetzt. Und ob das als Beilage der GQ gut geht? Als ich das gelesen habe, stellten sich bei mir alle Fußnägel auf.

Wired
So sieht die erste deutsche WIRED also aus. Konnten wir im August ja nicht wissen.

Das kritisieren auch andere Blogger. Aber ist die Zielgruppe so unterschiedlich?

Nein, überhaupt nicht. Da sind wir aber schon wieder im Stereotyp einer von Männern bestimmten Nerdwelt unterwegs, und auch das ist nicht mehr so. Es sind genug Frauen unterwegs. Und es geht mir mittlerweile ehrlich gesagt auf den Sack, auf der re:publica andauernd irgendwelche feministischen Bloggerpanels zu sehen. Hört mal auf mit diesem Ding, die achtziger Jahre sind vorbei und nachher holt Ihr mir noch die Alice Schwarzer her! Die haben sich alle emanzipiert, sind integriert in die Bloggerszene, ich kenne es gar nicht anders. Meine Business-Partnerin ist ein Mädel. Da ist kein Genderding mehr im Kopf. Zur WIRED selbst: Es ist und bleibt paradox für mich, den New Media-Markt bedienen zu wollen und dann ein altes Medium dafür zu nutzen. Vielleicht wäre der bessere Weg gewesen, sie hätten sich die Erfahrung der us-amerikanischen WIRED in Bezug auf deren elektronische Ausgabe geschnappt – die mit viel Euphorie gelauncht wurde und auch hübsch anzusehen war, subscribertechnisch aber ganz schwer nach unten ging – und gesagt: Wir versuchen jetzt nicht das Printmedium neu zu erfinden in dem wir ein Branchoffice von einer erfolgreichen us-amerikanischen Publikation aufmachen. Sondern wir sind wirklich innovativ, progressiv und modern und machen es nur online, nur über Apps, und die gehen wir richtig an. Nicht wie ein 1:1-Abklatsch eines Printmagazins mit ein paar lustigen Animationen und Links und Videos. Das kann ich mir auch auf einem Blog angucken. Das ist übrigens auch der Grund, warum all diese Apps da draußen nicht so erfolgreich sind wie uns die Döpfners dieser Welt erzählen wollten und sagten, „die holen uns aus dem Tal der sinkenden Abonnentenzahlen raus“. Da hätten sie richtig was machen können mit einer deutschen WIRED. Einen vernünftigen Youtube-Videokanal aufbauen, Livestreams und was weiß ich nicht was machen, über Apps auf iPad, Android Tablets und Smartphones, mit einer sehr interessant gestalteten Webseite.

Das wird eine Verlags-, keine Redaktionsentscheidung gewesen sein. Wenn Blogs und Apps aber wirklich den Magazinen das Wasser abgegraben haben: Warum hat denn das gedruckte US-Magazin so einen Erfolg? Oder wird es als einstige Stammmarke etwa zunehmend dahinsiechen?

Ich glaube, dass Leute, die sich die deutsche WIRED kaufen würden, sich genauso die us-amerikanische Ausgabe kaufen könnten. Da also wieder die Frage, wie ich mich als deutsches Magazin explizit genug platzieren kann? Welcher Content ist in Deutschland da? Ich kenne den Umfang nicht der Wired. Vielleicht sind es ja nur zehn Seiten. Dann kann das ja alles funktionieren! Sie haben das richtige Team, sind aber nicht auf dem richtigen Markt. Werden sie US-Content übersetzen und Themen durch den Mixwolf drehen? Das werden wir alle wissen bei der ersten Ausgabe.

Du glaubst also nicht, darin Themen in einer Tiefe zu erfahren, wie Du sie online nicht findest.

Das wäre ein Argument für den Kauf, ja. Aber wann lese ich denn mal Printmagazine? Wenn ich im Flieger sitze. Selbst die c’t kann ich wunderbar übers iPad abonnieren. Ich halte den Browser für die wichtigste App die wir haben. Er ist mein Fenster zu jeglicher Information und eine Wissensdatenbank der gesamten Menschheitsgeschichte. Warum begreifen wir nicht, dass diese oft herabwürdigend titulierte Kostenloskultur, die es im Netz ja angeblich gibt, so kostenlos gar nicht ist? Meine Leser bekommen vielleicht kostenlosen Content auf meiner Seite. Ich mache aber mit ihnen Geld, da ist also ein Mehrwert in beide Richtungen. Nein, ich kann mir nicht mehr vorstellen, ein Printmagazin zu abonnieren.

Und wenn Du gefragt worden wärst, ob Du bei einem Magazin wie WIRED mitmachen möchtest – würdest Du?

Nein, da kannst Du nur verlieren. Gerade ich würde damit auf die Schnauze fallen. Publikationstechnisch bin ich ein absolutes Embryo im Vergleich zu einem printmedialen Verlag. Ich publiziere „just in time“, da würde mich ein Printmagazin an emotionale Grenzen stoßen lassen. Wenn ich einen neuen Artikel auf meinem Blog raushaue, ist er schon wieder alt. Er fängt dann aber auch erst an zu leben, in dem du Diskussionen erzeugst, indem er in sozialen Netzwerken geteilt wird und andere Leute darauf Bezug nehmen. Das fehlt mir im printmedialen Bereich völlig. Außerdem halte ich es für Quatsch, dass wir nach wie vor Informationen auf Papier drucken. Vor 3000 Jahren gab es auch Steintafeln, da hätten sie dir auch gesagt: „Bezüglich Haltbarkeit gibt’s nicht besseres.“ Wir fahren auch nicht mehr mit Kutschen durch die Gegend, außer in Wien.

Guter Journalismus ist und bleibt aber auch eine Frage des Geldes, und das liegt dafür noch bei den Verlagen und den dortigen Entscheidungsträgern.

Richtig, das liegt aber daran, dass wir dort Infrastrukturen haben, die sich über 100 Jahre aufgebaut haben. Im Hauptquartier der FAZ oder der Süddeutschen Zeitung arbeiten vielleicht 20 Prozent Journalisten und 80 Prozent Verwalter. Das ist der riesige Kropf, den Du da hängen hast, der dieses Geld auffrisst. Wenn die Verlage nicht begreifen, dass sich diese Infrastruktur nicht mehr tragen lässt, wird das über kurz oder lang kollabieren, egal wie lange sie auf irgendwelche Tagesschau-Apps schimpfen. Eine peinliche Diskussion, die Einblicke in die Denke der deutschen Verlage gibt. Was schade ist, weil es genug kluge Köpfe gibt, die was tun könnten. Ob es die WIRED wird, wage ich zu bezweifeln.

Condé Nast-Herausgeber Moritz von Laffert ist da in vielen Punkten anderer Meinung. Und ich gehe nach so vielen Spekulationen und Tweets jetzt endlich zum Kiosk. Heute Morgen vor der U-Bahn hatte ich noch keinen Erfolg beim Finden des GQ/WIRED-Doppelpacks.


Moritz von Laffert im Interview: „Wer glaubt, dass Internet-Vielnutzer grundsätzlich nur digitale Medien wollen, versteht diese Zielgruppe nicht“

Zum Deutschland-Start des US-Magazins WIRED: Condé Nast-Herausgeber Moritz von Laffert über budgetäre Freiheiten, männliche Zielgruppen und den Kultstatus der WIRED als Erfolgsmodell.

Für das Berliner Stadtmagazin zitty habe ich zum Deutschland-Start der WIRED unter anderem mit Entwicklungsredakteur Thomas Knüwer, Condé Nast-Herausgeber Moritz von Laffert und Techblogger Sascha Pallenberg sprechen wollen. Knüwer wollte oder durfte als „temporärer Dienstleister“ keine Interviews geben (später offenbar doch), mein Hintergrundgespräch mit Pallenberg folgt an dieser Stelle, von Laffert war bis Mitte August nur per Mail über seine Pressestelle erreichbar, stellte sich dafür später auf dem hauseigenen Magazinblog den Fragen der eventuellen Leserschaft. Hier seine von mir unkommentierten, naturgemäß PR-lastigen Antworten auf meine Fragen – schließlich muss ich das Doppelpack GQ/WIRED morgen erstmal am Kiosk finden, kaufen und mir ein eigenes Bild machen. Ich freue mich darauf.

Herr von Laffert, warum bringt Condé Nast WIRED in Deutschland heraus?

Moritz von Laffert (Foto: Condé Nast)Moritz von Laffert: Die US-Ausgabe von WIRED hat weit über das Silicon Valley hinaus Kultstatus, und auch in Deutschland hat die Marke zahlreiche Anhänger. Wir glauben aber, dass es ein deutlich größeres Potential für die Marke in Deutschland gibt. Technik und Wissenschaft haben unser Leben in den vergangenen 15 Jahren dramatisch verändert. Dies wirft neue Fragestellungen für unsere Gesellschaft auf. Viel wichtiger als die Frage, wie Technologien im Detail funktionieren, ist heute die Reflexion darüber, wie sie unsere Welt verändern und wie wir sie in unser Leben integrieren. Genau das sind Themen mit denen WIRED sich auseinandersetzt. Es ist ein guter Zeitpunkt, um der Marke ein Entrée auf dem deutschen Markt zu ermöglichen.

Warum bringen Sie WIRED zumindest vorerst nur als einmalige Beilage heraus?

Diese Neu-Entwicklung ist ein Pilotprojekt, bei dem es nicht allein darum geht, die Erfolgsaussichten für den Titel in Deutschland abzustecken. Die vorerst einmalige Ausgabe ist für uns eine Art Case Study, durch die wir die Marktchancen des Titels besser einordnen und zugleich die flexible, konvergente Arbeitsweise unseres Hauses – sowohl von der redaktionellen und technologischen Seite, als auch aus der Vermarktungsperspektive – ausspielen können.

(keine Frage)

Wir haben ein hervorragendes Team zusammengestellt, das ausgestattet mit budgetären und kreativen Freiheiten, großem Enthusiasmus und dem Rückenwind der internationalen Marke ein tolles, ganz eigenständiges Produkt entwickelt hat. Die deutsche WIRED hält das Versprechen der internationalen Marke – aber mit einem klar erkennbar deutschen thematischen Fokus.

GQ und WIRED, wie passen deren Zielgruppen zusammen?

Wir wissen, dass sich viele der naturgemäß vorwiegend männlichen Leser von GQ für Technologie- und Wissenschaftsthemen interessierten, folglich gehen wir davon aus, dass auch WIRED hier auf Interesse stößt. WIRED wird vor allem von gebildeten, vielseitig interessierten Männern gelesen. Unter den Lesern der US WIRED sind überdurchschnittlich viele Akademiker (82%) und beruflich erfolgreiche Männer mit entsprechend gutem Einkommen. Von einer ähnlichen Leserschaftsstruktur kann perspektivisch auch für Deutschland ausgegangen werden.

Kaufen die potentiellen deutschen WIRED-Leser nicht ohnehin schon das Original?

Ja, wir wissen, dass WIRED eine echte Fangemeinde in Deutschland hat und, dass Heft und die iPad-App auch hier gelesen werden. Das war ja einer der Gründe für diese deutsche WIRED-Ausgabe. Die bisherigen deutschen Leser sind Kenner der Marke, die in der digitalen Szene zu Hause sind. Wir glauben aber, dass es ein deutlich größeres Potential für die Marke in Deutschland gibt – das Interesse an solche Themen ist vorhanden.

Was wird oder soll eine deutsche Version bringen, was die internationalen Ausgaben nicht können?

Es geht nicht um können oder nicht können. Es geht darum – wie übrigens bei allen unseren Magazinen, die in mehreren internationalen Märkten erscheinen – die richtige Tonalität zu treffen. Eine Zeitschrift muss das Lebensgefühl der Menschen in dem jeweiligen Land wiedergeben. Sicher sind die großen technologischen Trends globale Phänomene von internationaler Relevanz – wie Menschen damit umgehen und wie eine Redaktion sie interpretiert und einordnet ist von der Mentalität und anderen gesellschaftlichen Faktoren abhängig. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass selbst internationalsten Themen eine länderspezifische Aufbereitung und Schwerpunktlegung brauchen, um das Interesse der jeweiligen Leser voll zu treffen. Zudem gibt es natürlich auch in Deutschland – und das wird die erste Ausgabe zeigen – viele, spannende Themen. Themen, die in anderen deutschen Medien so gut wie gar keine Beachtung finden.

Wen wollen Sie erreichen?

Siehe oben. Und: In den ersten vier Wochen nach dem Start haben sich bereits 700.000 Deutsche bei Google+ angemeldet. Diese Menschen, die offen und neugierig auf digitale Innovationen reagieren, gehören definitiv in unsere Zielgruppe.

Wie will man sich inhaltlich von all den Tech-Blogs da draußen einerseits, andererseits von der etwaigen Heftkonkurrenz (c’t, ComputerBild, PC Welt, CHIP und so weiter) absetzen?

Wer die Marke WIRED kennt, weiß, dass sie eine Alleinstellung hat. Ein Techblog ist ein nicht vergleichbares, vollkommen anderes Medium und innerhalb des Zeitschriftengenres bildet WIRED einen direkten Gegenentwurf zu klassischen Computerzeitschriften, weil sie sich technologisch-wissenschaftlichen Fragestellungen aus einer ganz eigenen Perspektive nähert.

Warum keine App statt einem gedruckten Magazin?

WIRED Deutschland erscheint parallel mit einer iPad-App, die das Magazin um zusätzliche Inhalte anreichert. Wer glaubt, dass Internet-Vielnutzer grundsätzlich nur digitale Medien wollen, versteht diese Zielgruppe nicht.

Wonach werden Sie entscheiden, ob WIRED weiter erscheint, vielleicht sogar als eigenständiges Magazin?

Es gibt verschiedene Faktoren, die bei so einer Entscheidung berücksichtigt werden – angefangen bei den Verkäufen auf verschiedenen Medienkanälen, die entsprechende Rückschlüsse und Prognosen ermöglichen, bis hin zur Resonanz bei Anzeigenkunden und Media-Agenturen. Die Aussagekraft dieser Daten ist bei einer einmaligen Ausgabe natürlich begrenzt. Bei Condé Nast werden Medienmarken aber nicht allein nach marktwirtschaftlichen Kriterien bewertet – es wird auch auf das verlegerische Gespür vertraut, das bei so einer Entscheidung mit einfließt.


tape.tv-CEO Conrad Fritzsch im Interview: „Als MTV zu Ende ging, bin ich in die Luft gesprungen“

Conrad Fritzsch (41), Gründer und Geschäftsführer des Internetsenders tape.tv, über Musikfernsehen im Netz, nervige Werbung und Günther Jauch als Vorbild.

Herr Fritzsch, welches ist Ihr Lieblingsmusikvideo?

Conrad Fritzsch: Mein Evergreen ist „Drop“ von The Pharcyde. Aktuell und vom Style her ist es „Sekundenschlaf“ von Marteria, ich finde auch die visuelle Idee von Mike Skinners „Going Through Hell“ schön, diese Schablonen… Der ganze Film ist eine simple Idee, aber so variiert, dass sie nicht langweilig wird.

Wer schaut sich heute überhaupt noch Musikvideos an: Die Generation Justin Bieber, hartgesottene Fans also – oder etwa doch derjenige, der früher MTV als Begleitmedium flimmern ließ?

Im Allgemeinen gibt es drei Zielgruppen. Die Generation der unter 30-Jährigen kennt Kai Böcking, Formel 1, Ronny’s Popshow oder Ray Cokes nicht mehr, guckt aber trotzdem Musikvideos. Die 30-40-Jährigen kennen das von früher noch, schauen auch ältere Sachen und freuen sich, wenn Depeche Mode ein neues Video machen. Und die über 40-Jährigen sind selektive Gucker. Wir kategorisieren aber am liebsten nach Zuschauern, Kennern und Experten.

Für viele Zuschauer hört die musikalische Welt immer noch hinter den „Bravo Hits“ auf.

Denen wollen wir helfen, sie brauchen Empfehlungen. YouTube stellt die Videos hin und sagt: mach doch. Dann tippen die Leute ihre Bravo-Charts ein. Unsere Redaktion stellt dir Sachen vor. Wenn du die magst, dann findet schnell etwas Ähnliches zu dir. Wir wollen dich besser kennenlernen. Die Leute haben keinen Bock auf Neues, weil zum Beispiel die Nutzungssituation falsch ist – im Auto willst du verdammt nochmal mitsingen! Abends ab 18 Uhr willst du aber unterhalten werden. Entertainment bedeutet überrascht zu werden – aber bitte mit Dingen, die mir gefallen.

Foto:Marijan Murat
Conrad Fritzsch ist Gründer, Inhaber und geschäftsführender Gesellschafter von tape.tv und guckt gerne Musikvideos

Bei tape.tv beschäftigen Sie 50 Mitarbeiter und konnten bei der Gründung 2008 nicht ahnen, ob Ihre Idee funktionieren würde. War das Mut oder Harakiri?

Ich habe lange Werbung gemacht, das hat auch gut funktioniert. Irgendwann saß ich in einer Präsentation bei einem Kunden, für die ich ein Jahr gearbeitet hatte. Und der sagte: Können wir das nicht alles anders machen? Ich dachte: Entweder bringe ich die alle um oder mich. Du arbeitest intensiv für einzelne Kunden und hast immer das Gefühl, dich nicht verwirklichen zu können. Dazu kam: ich hatte wenig mit Musik und Bewegtbild zu tun, bin aber Filmfan. Die Idee zu tape.tv war damals zehn Prozent von dem, was es heute ist. Es gibt einen Satz bei uns: Keiner hat uns verboten heute schlauer zu sein als gestern. Ich bin jetzt 41 und also in einem Alter, in dem viele andere es lieber belassen, wie es ist. Ich finde Veränderung spannend, diskutiere gerne und habe kein Problem damit, wenn ich mich geirrt habe.

Als MTV, die ja mit Musik schon lange nur noch peripher beschäftigt waren, im Oktober 2010 ankündigten, die Bezahlschranken fürs TV-Programm ab 1. Januar 2011 herunterzulassen, sind Sie da vor Freude in die Luft gesprungen? Oder war das längst egal?

Doch, ich bin in die Luft gesprungen – und habe dankbar den Sendeauftrag von MTV übernommen (lacht). Ich hatte ursprünglich vor, erst im Sommer 2011 sehr stark redaktionell zu arbeiten. Aber mir war klar, dass jetzt die Aufmerksamkeit für Alternativen zu MTV besonders groß ist. Anfang 2010 schon hatten wir mit dem Relaunch gemerkt, dass die Verweildauer immer dann steigt, wenn wir eigene redaktionelle Produkte machen. Ein Dachkonzert von Marteria zum Beispiel finden die User sonst nicht im Netz. Als MTV beschloss aufzuhören, wussten wir, dass wir Vollgas geben müssen und haben bislang zehn Formate geschrieben.

Sie finanzieren sich wie andere Bewegtbildanbieter durch Werbung.

Weil ich aus der Werbung komme, weiß ich, wie genervt die Leute von Pre-Rolls, von vorgeschalteten Werbeclips, sind. Bewegtbild ist weit mehr als ein Pre-Roll. Ein Pre-Roll ist ungefähr so eine Denkleistung wie damals, als die ersten Fernsehspots gemacht wurden, da wurde der Radiotext vor der Kamera vorgelesen. Bis heute ist da eine große Entwicklung passiert, und eine ähnliche Entwicklung passiert gerade im Internet. Ich habe damals mein ganzes Geld dort hinein gesteckt, die Werbeagentur verkauft und gesagt: Das mache ich jetzt, und seit drei Jahren mache ich im Grunde nichts anderes. Es ist ein Prozess, den Leuten beizubringen, dass wenn man über das Internet nachdenkt, mit dem Internet und dem User nachdenken muss. Der User ist nämlich der Boss, und wenn er keinen Bock mehr auf den Scheiß hat, macht er ihn aus. Und das geht relativ schnell.

Dafür muss der Nutzer zuerst auf tape.tv geholt werden. Der Erfolg von zum Beispiel Google oder Facebook aber beweist doch: Man muss zu den Nutzern hingehen.

„Im Internet surfen“ ist ein schwieriger Begriff, weil ein Großteil der Nutzer lediglich zu seinen fünf gleichen Seiten geht. Wenn ich morgens aufstehe, checke ich Facebook und E-Mails. Warum sollen wir die sechste Seite werden, die es schafft, so eine Relevanz zu bekommen? Du hast drei Möglichkeiten: Der Fernseher hat es durch Sendeformate und Personen geschafft. Durch Günther Jauch zum Beispiel, durch Identifikationsfiguren. Auch wir wollen Köpfe etablieren und schreiben gerade an Konzepten, bei denen Musiker Interviews mit anderen führen, Roadtrips machen und so weiter. Zweitens: Multi-Access, mehr Touchpoints, mehr Zugang zum Produkt schaffen, auch über unterschiedliche Geräte und unterschiedliche Websites. Drittens: die Ausweitung des Produkts. Warum muss es 25 Services geben, wenn ich mich im Internet mit Musik beschäftigen will? Shazam, wenn ich’s erkennen will. Soundcloud, wenn ich es tauschen will. Spotify, wenn ich es hören will. Wir bauen unseren Service mit dem Ziel aus, die erste Anlaufstelle im Netz zu werden, wenn du irgendwas mit Musik zu tun haben willst. Das ist zumindest unsere in die Zukunft gedachte Vision. Es ist nämlich richtig, dass es ein Irrglaube ist, dass die Leute auf deine Webseite kommen. Die Integration bei Facebook ist auch für uns eine wichtige, um unser Produkt da stattfinden zu lassen. Mit einem großen Autohersteller haben wir einen Channel zur Fashion Week gemacht und dabei haben wir 40 Prozent des Traffics von außen eingesammelt, von Blogs zum Beispiel oder von den Homepages der Bands. Wir könnten aber für andere Seiten ein tape.tv mit anderer Musik machen. Auf tape.tv direkt muss eine Marianne Rosenberg nicht stattfinden.

Sie kommen aus der Werbung, haben vorher Regie studiert, sind nun Unternehmer. Wenn es mit Musikvideos mal nicht mehr laufen sollte, wohin geht Ihre Reise dann? Was ist das nächste große Ding im Internet?

Ich würde in Security investieren. Ist zwar nicht wirklich sexy, aber wichtig. Wenn ich dir sage, pass mal auf, deine Daten sind total sicher und du hast jederzeit völlige Kontrolle darüber, ich würde sofort zehn Euro dafür zahlen. Einen richtigen Plan habe ich aber nicht. tape.tv bietet noch so viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Ich kann auch sofort in der Branche bleiben. In den letzten zwei Jahren habe ich gefühlt 3000 Vorträge gehalten, ich kann sofort als Bewegtbildexperte irgendwo anfangen. Ich habe nie gedacht, dass ich noch so viel lernen würde in meinem Leben. Ich habe auch noch nie so viel gearbeitet wie in den letzten drei Jahren, vielleicht würde ich also danach auch einfach mal nichts tun. Aber wenn ich dann müsste und total pleite wäre, dann fiele mir schon was ein.

Zur Person:
Conrad Fritzsch studierte Regie an der HFF Babelsberg. 1993-2007 leitete er die Werbeagentur Fritzsch & Mackat. 2008 gründete er gemeinsam mit Stephanie Renner und Lars Diettrich tape.tv. Das Unternehmen zählt aktuell 50 Mitarbeiter und hat Büroflächen und ein eigenes Sendestudio in der Langhansstraße in Berlin-Weißensee. Ein neues interaktives Format heißt ontape, läuft seit dem 12. Mai geplanterweise einmal im Monat live um 21 Uhr und wird einen Tag später im ZDF Kultur ausgestrahlt.

(erschienen bei: BRASH.de, 10. Mai 2011)

Johnny Haeusler im Interview: “Die re:publica ist kein elitärer Zirkel”

Vom 13.-15. April findet in Berlin die Social-Media-Konferenz re:publica XI statt. Mit ihrem Gründer Johnny Haeusler sprach ich für die zitty über Facebook, den Fall Guttenberg und seine (also Haeuslers) Arbeit als Blogger bei Spreeblick. An dieser Stelle: die längere Version des Interviews.

Herr Haeusler, die von Ihnen mitbegründete re:publica findet dieses Jahr zum fünften Mal statt. Was hat sich in dieser Zeit verändert in der digitalen Gesellschaft, in der Welt der Blogs und der sozialen Medien?

Johnny Haeusler, Foto: Jim Rakete
Johnny Haeusler, Foto: Jim Rakete

Johnny Haeusler: Sie sind vielmehr in unserer Gesellschaft angekommen. Am Anfang war es noch eine Nerdgeschichte, dachten wir. Wir – Spreeblick und newthinking, also Markus Beckedahl von Netzpolitik.org und Andreas Gebhard sowie Tanja (Haeusler) und ich – dachten: man müsste sich mal treffen mit allen Bloggern und Twitterern, 300 Leute werden wir schon zusammenkriegen. Dann waren es 700, und letztes und dieses Jahr sind es knapp 3000 Leute, die kommen. Damit ist die re:publica eine der größeren, wenn nicht sogar die größte Social-Media-Konferenz. Die Themen sind immer welche, die später auch im Mainstream stattfinden. Wikileaks zum Beispiel war letztes Jahr ein Thema bei uns, bevor es groß wurde. Auch Fragen zu Netzsperren oder Netzneutralität finden nicht mehr nur in IT-Magazinen oder der Netzwelt, was auch immer das ist, statt. Sie werden auch abends in der Kneipe bequatscht.

An wen richtet sich die re:publica zuerst: an Blogger, Journalisten oder Endverbraucher?

Ja, auch an die User, klar. Aber: Wir sind kein Einführungskurs. Die meisten Besucher fühlen sich mit ihren Tools bereits ein Stück weit zuhause im Internet. Sie sind oftmals selbst Contentproduzenten, und sei es nur durch twittern, auch da verbreitet man ja Links. Andere Leute kommen, um einen Überblick über die Themen zu bekommen. Anders wäre der Zulauf auch nicht zu erklären.

Welche Ziele haben Sie erreicht?

Es geht ja immer um Kommunikation und Austausch. Man ruft eine Konferenz wegen der Feststellung ins Leben, dass es viele Experten gibt. Das merke ich auch bei Spreeblick regelmäßig in den Kommentaren. Aus dieser völlig zerfahrenen Community wollten wir Menschen mit völlig unterschiedlichen Erfahrungen und Interessensgebieten auf eine Bühne stellen, um an ihrem Wissen teilzuhaben. Ich denke das erreichen wir, unbedingt. Es gibt businessorientierte Konferenzen, auf denen ich oft den Eindruck habe, dass die Leute gar nicht das leben, worüber sie da reden.

Was sind die kommenden Ziele?

Wir könnten thematisch noch breiter werden. Einzelne Bereiche zu einer Subkonferenz machen, technische und gesellschaftliche Themen einen ganzen Tag von verschiedenen Seiten beleuchten. Grundsätzlich ist genug Stoff für mehr Themen und mehr Tage da. Wir sind aber zufrieden mit der aktuellen Situation, wir sind Wochen vorher ausverkauft, das nimmt Last, weil wir ja auch ein großes finanzielles Risiko eingehen. Das Vorschussvertrauen, das uns die Leute geben, die ihre Tickets schon kaufen lange bevor das Programm feststeht, gibt uns auch einen besseren Stand bei den Vortragenden. Anfangs griffen wir auf den Bekanntenreis zurück. Die größeren Namen wollen teilweise horrende Honorare haben. Denen müssen wir erstmal erklären, dass das hier anders läuft. Der Eintritt ist sehr niedrig für eine dreitägige Konferenz, keiner soll an einem 2500 Euro-Ticket scheitern. Die re:publica ist kein elitärer Zirkel, und das überzeugt dann auch die Speaker.

Bis vor einigen Jahren waren Blogger noch als pickelige Nerds verschrien.

Es gibt bestimmt auch heute noch Blogger, die pickelige Nerds sind. Das sind aber Klischeebilder. Der bemerkenswerteste Vorgang in den letzten Jahren war, was mit Facebook passiert ist. Für viele Menschen ist Facebook das Internet. Die hatten vorher keinen Chat-Client installiert und waren nicht auf fünf verschiedenen Seiten, um Messages auszutauschen, Fotos oder Videos zu teilen und sich per Mail ihre Geschichten hin und her zuschicken. Facebook hat das alles geöffnet, plötzlich wird jeder zum Mikroblogger. 1400000 Menschen sind in Deutschland bei Facebook registriert. Von dort aus kommen wir zu all den anderen Themen wie Sicherheit, Privatsphäre, die Diskussion um Google Street View. Reden kann darüber fast jeder endlos.

Blogs sind also in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Da lehnt man sich zu weit aus dem Fenster. Ich würde eher sagen, dass die Kommunikation über das Netz sehr stark verbreitet ist. Man kann nicht behaupten, Blogs wären in Deutschland megaerfolgreich. In Amerika, England, Frankreich und, glaube ich, Italien ist das anders. Neulich sagte mir mal einer, das könnte daran liegen, dass die Zeitungslandschaft in Deutschland noch recht gut ist. Du kannst dich hierzulande auch aus den Mainstreammedien verschiedenster Quellen bedienen. Dann ist es hier sehr schwierig, ein Blog, das ja auch ein Fulltimejob sein kann, zu finanzieren. Wenn du deutsch schreibst, ist der Sprachraum und somit die Menge der Leser begrenzt. Die Menschen informieren sich aus ein oder zwei, maximal vier Quellen. Du kannst ja nicht die ganze Zeit fernsehen, Zeitung lesen und dann auch noch Blogs verfolgen oder sogar mitdiskutieren.

Welche Gesellschaftsdebatten wurden in der Vergangenheit über Blogs initiiert?

Themen wie Vorratsdatenspeicherung, Netzsperren oder Netzneutralität wären ohne massive Proteste aus den Blogs nie auf dem Schirm größerer Medien gelandet. Da hat es gebrodelt und gekocht, da war soviel Expertise vorhanden, da kamen Medien und Politik nicht mehr herum. Ein anderes Thema war Guttenberg. Ich bin zwar fern davon zu sagen, dass Blogs der ausschlaggebende Faktor gewesen wären. Aber wenn man sich dieses Wiki anguckt, das innerhalb weniger Tage die Quellen der Doktorarbeit gesucht hat – das ist eine kollaborative Arbeit, die so nur über das Netz möglich ist. Das war ein starkes Zusammenspiel von politischen Interessen, Medien und der Netzgemeinde, die Fakten nachwies. Da hat zum ersten Mal eine Kollaboration stattgefunden. Diese Doktorarbeit kann sich ja kein Journalist und keine Redaktion alleine angucken. Gemeinsam geht es dann.

Ist das ein journalistisches Zukunftsmodell? Der „Guardian“ hat es ja schon vorgemacht.

Wikileaks hat es auch versucht, aber man kann das nicht forcieren. Ob es die einzige Zukunft ist weiß ich nicht, aber bestimmt eine mögliche. So ein Tool muss man umarmen, damit rumspielen und es nutzen. Bei Verlagen gab es die Ansage, nicht zu verlinken. Das widerspricht dem Grundgedanken von Hyperlinks. Jeff Jarvis sagte: “Do what you do best and link to the rest.“ Bei Spreeblick mache ich es auch so: Wenn ich eine Berichterstattung nicht selbst leisten kann, biete ich ein Forum für Themen und Kommentare und verlinke.

Spreeblick ist wider seines Namens kein Hauptstadtblog.

War es auch nie! Das liegt in der Geschichte. Der Name ist im Jahr 2000 aufgekommen. Da war die Idee, ein neues Stadtmagazin aufzumachen, in Richtung zitty oder Tip. Aber wir haben schnell gemerkt, dass wir gerade den Service-Bereich nicht leisten können. Der Name stand im Raum, weil wir damals ein Büro mit Blick auf die Spree hatten. Spreeblick hatte so was Currywurst-Berlinerisches. Dann fing ich an zu bloggen, weil ich mich für die Technik interessierte und habe die Domain Spreeblick.com dafür benutzt. Seitdem gab es immer wieder die Frage, ob das ein Blog über Berlin ist. Und das ist es definitiv nicht. Aber es ist ein Blog aus Berlin. Wir haben Leser, die nicht in Ballungsgebieten wohnen, für die ist die Sicht aus Berlin auf Themen spannend. Ich bin Berliner durch und durch, ich bin hier geboren. Und das spürt man auch.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag eines hauptberuflichen Bloggers aus?

Im Grunde ist es ein total langweiliger Bürojob, wie bei den meisten Journalisten. Einmal treibt mich das Interesse an guten Themen. Wenn ich ein allgemeines, nicht zeit- und nachrichtenabhängiges Thema finde, dann sitze ich an so einem Text auch mal sehr lange, dann soll er unterhaltsam, toll und gut geschrieben sein. Dann ist es Autorenarbeit. Wenn es um News oder das Posten von Videos geht, dann gehe ich den eigenen Newsreader durch und gucke immer wieder: was gibt es für neue Quellen, was gibt es für neue Blogs? Die mich langweilen, die schmeiße ich dann raus. Bei einem größeren Thema beginnt die Recherchearbeit genauso wie bei Euch: Man nimmt das Telefon in die Hand und versucht mehr rauszufinden.

Gibt es einen täglichen Mindestoutput?

Nein. Was den Traffic angeht: Ich kann mit einem guten Artikel in der Woche die gleiche Anzahl von Usern erreichen wie wenn ich jeden Tag fünf kleinere Sachen mache. Wir wollen trotzdem täglich was bringen. Ich sehe Spreeblick auch als Unterhaltungsmedium. Mich treibt deshalb eher ein Anspruch als ein Druck.

Können Sie davon gut leben?

Ja. Wir waren früh mit Werbung dabei, 2005, dafür haben wir auch viel Haue gekriegt. Aber wir übertreiben es ja nicht, außerdem hat man sich daran gewöhnt. Dann machen wir die re:publica, die uns teilweise mitträgt. Hin und wieder arbeiten wir auch als Dienstleister, setzen Websites um oder betreuen Communities. Aber nicht für jeden.

Stammgast und Internetikone Sascha Lobo wird auch auf der diesjährigen Konferenz wieder sprechen. Viele fragen sich: nervt der nicht?

Sascha ist extrem unterhaltsam, das darf man nicht vergessen. Es gibt nicht viele Menschen im deutschsprachigen Raum, die eine Stunde lang pures Entertainment liefern und dabei auch noch den ein oder anderen sehr klugen Satz sagen. Zu denen gehört Sascha. Ich kann nachvollziehen, wenn man ihn nervig findet. Aber ich verstehe es auch irgendwie doch nicht. Ich finde Dieter Bohlen doof. Aber der betrifft mein Leben nicht. Sascha Lobo drängt sich ja nicht um das Leben irgendeines Menschen. Man kann ihn gut vermeiden. Ich muss das nicht, weil ich ihn sehr schätze.

Was werden in diesem Jahr die Hauptdebatten sein?

Wir haben dieses Jahr sehr viele Sprecherinnen und damit das Thema Feminismus auf dem Plan. Und wir haben zwei neue Oberbereiche, die wir jeweils vier bis fünf Stunden lang mit Vorträgen und Panels angehen: Bei „re:play“ geht es um Games und die Verspielisierung des Lebens, diese ganzen Facebook- und Handygames. Was passiert, wenn Spiele dich den ganzen Tag begleiten und du dir nicht mehr die Auszeit für das Spiel nimmst? Bei „re:design“ setzen wir uns mit design thinking auseinander, also der Frage, was bedeutet Produktgestaltung und Verpackung bedeutet. Mal gucken wie sich das entwickelt.

Jonathan Safran Foer: Tiere Essen

Der Popstar unter den Fleischkonsum-Kritikern: Bestseller-Autor Jonathan Safran Foer und sein philosophisches Sachbuch „Tiere Essen“

Die Gastrokollegen halten ihn für einen Appetitverderber, die FAZ für den Günter Wallraff der Mastbetriebe: Bestseller-Autor Jonathan Safran Foer („Alles Ist Erleuchtet“) polarisiert mit „Tiere Essen“, einem überfälligen Sachbuch, dessen Argumente meist Fakten sind, die, einmal verdaut, einnehmlicher kaum sein könnten. Eigentlich wollte Foer nur wissen, wie er seinen Sohn am gesündesten ernährt. Nun lässt er Schlachthofarbeiter, sogenannte „Knocker“, Tierschutzaktivisten, „gute“ und „böse“ Farmer, deren Nachbarn und vor allem sich selbst zu Wort kommen. Im Grunde fördern seine dreijährigen Recherchen kaum wirkliche Neuigkeiten zu Tage – nur ihr akribisches Ausmaß ist neu und nachhaltig beeindruckend. Foer konzentriert sich auf die ethischen, ökologischen und gesundheitlichen Aspekte des Allesessens und belegt: Außer des Geschmacks und dem Hunger, unter dem wir schließlich nicht leiden müssen, gibt es keinen guten Grund, Fleisch aus Massentierhaltung zu essen, dafür viele dagegen. So ist „Tiere Essen“ kein Manifest des Vegetarismus oder Veganismus, sondern Dokument einer persönlichen Übung in Verzicht, ein Plädoyer gegen Massentierhaltung und –fischerei und ein Denkanstoß zur bewussteren Ernährung. Wegen des ausführlichen Anhangs des VEBU zur Sachlage in Deutschland trotz holpriger Übersetzung unbedingt als deutsche Ausgabe lesen. Und dann überlegteren Guten Appetit.

Aus dem amerikanischen Englisch von Isabel Bogdan, Ingo Herke und Brigitte Jakobeit. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010. 399 Seiten,19,95 Euro

(gekürzt erschienen in: zitty 2/2011, 13. Januar, Seite 32)