Foo-Fighters-Werkschau: Alle Studioalben im Überblick

Hymnen, ROCK und Entertainment: Mit ihrem neunten Studioalbum CONCRETE AND GOLD tingeln die Foo Fighters einmal mehr um den Erdball, um sich aus der Hand fressen zu lassen. Ein Rückblick auf den musikalischen Weg einer der solidesten Stadionrockbands der Welt.

Dave Grohl, der alte Schweinerocker, beim Lollapalooza Berlin 2017 (Foto: Hella Wittenberg)
Dave Grohl, der alte Schweinerocker, beim Lollapalooza Berlin 2017 (Foto: Hella Wittenberg)

They stick around: Seit über 25 Jahren sind die Foo Fighters nicht nur eine feste Größe im internationalen Rockzirkus, sondern Teil der absoluten Oberklasse. Mit ihren Alben haben sie ein Abo auf Gold- und Platinauszeichnungen, ihre neunte LP CONCRETE AND GOLD wird dieser Erfolgsgeschichte keinen Abbruch tun. Beim Lollapalooza Berlin 2017 stellten sie das Album exklusiv in Deutschland vor. Zeit für eine Werkschau.

Foo Fighters – FOO FIGHTERS (1995)

Grohls Abnabelung von der zu bewältigenden Nirvana-Vergangenheit war gleichzeitig ein Achtungserfolg mit Ausblick: Wer auf seinem im Alleingang eingespielten Debüt mal eben Rocksongs wie „This Is A Call“ und „For All The Cows“ raushaut, hat mehr als einen (guten) Platz hinter dem Schlagzeug verdient. Auch erfrischend war die humoristische Seite der Foo Fighters (siehe „Big Me“-Video), die bei Nirvana zwar immer auch da war, unter dem so depressiven wie ikonischen Grungesound aber stets zu kurz kam.

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Foo Fighters – THE COLOR AND THE SHAPE (1997)

Nicht nur die endgültige Emanzipation von der eigenen Geschichte, sondern die frühe Anmeldung auf den Rockolymp: THE COLOR AND THE SHAPE gilt nicht nur als der bis heute unerreichte Klassiker der Foo Fighters, sondern auch als eines der besten Alben der 90er überhaupt. Produziert von Gil Norton, schuf Grohl Instant Evergreens wie „Everlong“, „My Hero“, Balladen wie „February Stars“ und „Walking After You“ und damit die Corporate Identity des Bandsounds, wie wir ihn bis heute kennen. Während sich Grunge-Epigonen wie Creed und Co. – teilweise leider sehr erfolgreich – noch immer am Aufwärmen von gerade erst Dagewesenem versuchten, läuteten die Foo Fighters eine neue Ära ein: Schluss mit Introvertiertheit, Depressivem, Lebensverneinendem oder Pathetischem, her mit Hooklines, Hardrock und den großen hemdsärmeligen Hymnen.

Foo Fighters – THERE’S NOTHING LEFT TO LOSE (1999)

Wer würde den Foo Fighters verübeln wollen, dass sie nicht nur THE COLOR AND THE SHAPE nicht nochmal geschrieben haben, sondern zudem viel dahin Plätscherndes („Aurora“, „Ain’t It The Life“) anboten –  wenn sie dafür gleichzeitig mit Feelgood-Hits wie „Learn To Fly“ und „Generator“ um die Ecke kamen? Eben. Und spätestens damals, 2002, als Grohl und seine Jungs im Video zu „Learn To Fly“ ein komplettes Passagierflugzeug nachspielten, stand fest: Wir haben es hier offenbar noch immer mit einem sehr lustigen und sympathischen Zeitgenossen zu tun. Es sollten noch sehr viele Beispiele folgen.

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Foo Fighters – ONE BY ONE (2002)

Ihr Wiedereinstiegsversuch in die düsteren Ecken der Rockmusik, in die Grohl immer schon gerne mal reinschielte. Rein kommerziell ein großer Erfolg: „Times Like These“ wurde zurecht ein weiterer Hit, mit dem Opener „All My Life“ gewannen sie gar einen Grammy für die beste Hardrockperformance. Es war ihr dritter, acht weitere sollten noch folgen. Selbst Grohl aber sagte später über das Album: „Four of the songs were good, and the other seven I never played again in my life. We rushed into it, and we rushed out of it.“

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Foo Fighters  – IN YOUR HONOR (2005)

Gleiches müsste er eigentlich über die kommenden beiden Alben sagen: Auf dem Laut-Leise-Doppelalbum IN YOUR HONOR verwalten sich die Foo Fighters selbst – mehr nicht. Es sollte angeblich ihr unverzichtbarstes Album werden und wurde das Gegenteil. Außer der mittlerweile obligatorischen Übersingle („Best Of You“) ist wirklich nichts hängen geblieben, weder im Ohr noch in den Setlists der Foo Fighters. Doch, Moment: Liam Gallagher lobte Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins erst neulich beim Glastonbury 2017, den vom ihm gesungenen Song „Cold Day In The Sun“ fände er ganz toll. Nein, doch nicht, pardon: Gallagher meinte einen neueren Solotrack von Hawkins. QED: IN YOUR HONOR hat der garantiert auch vergessen.

Foo Fighters  – ECHOES, SILENCE, PATIENCE AND GRACE (2007)

Und es geht noch egaler: „Let It Die“, „Summer’s End“, „Stranger Things Have Happened“ – sie alle haben gute Momente, sie alle klingen aber wie ein Aufguss aus anderen Songs der Foo Fighters, die man so oder so ähnlich schon auf sechs Alben immer wieder mal gehört hat. Trotz oder auch wegen des ersten Instrumentalstücks ihrer Karriere („Ballad Of The Beaconsfield Miners“), das verschütteten Minenarbeitern gewidmet war: verzichtbare Platte.

Foo Fighters – WASTING LIGHT (2011)

Ein Comeback wie ein Schlag in die Fresse: Mit WASTING LIGHT pulverisierten die Foo Fighters nicht nur die ohnehin nichtigen Vorgänger, sie legten auch ein dreckiges Rockalbum mit Punkattitüde hin, das sich hinter THE COLOR AND THE SHAPE zumindest nicht verstecken muss. Vielleicht kein Zufall, dass hier erstmals seit damals wieder Gitarrist Pat Smear mit ihm Studio stand (und Ex-Nirvana-Bassist Krist Novoselic als Gast auf der Matte). Endlich hatte eine ihrer LPs wieder mehr Killer als Filler und mit der ersten, erfrischend unkonventionellen Single „White Limo“ (featuring Lemmy Kilmister im Video) endlich wieder einen Überraschungsmoment. Wer Corporate-Rock-Hits wollte, bekam mit „Walk“ und „These Days“ natürlich auch die. Grohl bewies wieder: Wer kann, der kann eben doch.

Foo Fighters – SONIC HIGHWAYS (2014)

Die ambitioniertesten Alben sind nicht immer die besten (siehe IN YOUR HONOR): Die Geschichte hinter SONIC HIGHWAYS – Band nimmt Songs in diversen legendären US-Studios mit berühmten Musikern auf und erzählt somit auch von einem Roadtrip in und durch die Rockmusikgeschichte ihres Landes, über den gar eine HBO-Doku entstand – ist hervorragend. Die Songs selbst kommen da leider nicht mit. Halb so tragisch also, dass der lange spekulierte zweite Teil von SONIC HIGHWAYS nie erschien.

Foo Fighters – CONCRETE AND GOLD (2017)

Mit den ersten beiden Singles „Run“ und „The Sky Is A Neigborhood“, dem einschläfernden Titel CONCRETE AND GOLD sowie ihrem immensen Tourprogramm legten die Foo Fighters nahe, dass von ihnen 2017 keine Überraschung zu erwarten war. Erste Liveversionen von Songs wie „La Dee Da“ erinnerten an Bekanntes wie „All My Life“. Den Fans gefiel das auf der Stelle, den Kritikern gefällt die Band ohnehin seit Jahren nicht mehr. ME-Autorin Julia Lorenz fasste zusammen: „Wollte man den Außerirdischen nahebringen, wie ein prima Rockalbum auf Erden klingt, so ein richtig okayes, saunormales Brett von einer Gitarrenplatte – man sollte CONCRETE AND GOLD ins All schießen.“

Lassen wir die Foo Fighters also weiterhin das unters Volk bringen, was sie am besten können: Entertainment.

Diese Werkschau erschien zuerst am 30. August 2017 auf musikexpress.de.

2 Kommentare

  1. […] In Szenen wie diesen kann Maggie Friedmans Serie „Firefly Lane“, die auf einem Roman von Kristin Hannah basiert, feministisch ausgelegt werden, weil aus den Momenten viel Selbstbestimmung spricht. Konterkariert wird dieser Feminismus aber durch immer wieder aufkommende Fremdbestimmung – Kate etwa hadert mit ihrem aufgebauten Familienleben und dessen Ausgang – sowie durch die Instagram-mäßigen Weichzeichnungsfilter, die auf den Gesichtern der Protagonist*innen in den dargestellten Achtzigern liegt. Aber irgendwie muss man wohl neben anderen Frisuren verdeutlichen, in welchem Lebensabschnitt wir uns gerade befinden. Schade, dass das nicht anders ging, und dass Tullys ältere Mutter von ihrer deutlich jüngeren Schauspielerin Beau Garrett gespielt wird und dabei aussieht wie eine Statistin im „Run“-Video der Foo Fighters. […]

  2. […] Foo-Fighters-Werkschau: Alle Studioalben im Überblick […]

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